Bis jeder einen Lotsen bekommt

Bis jeder einen Lotsen bekommt

Rund 120 Gäste folgten Ende September der Einladung der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zur Lotsen-Tagung Schlaganfall nach Gütersloh. Gemeinsam diskutierten sie, wie Patientenlotsen im Gesundheitssystem Einzug halten können.

An Zustimmung zur Lotsen-Idee mangelte es an diesem Tag nicht. Dr. Brigitte Mohn (Kuratoriumsvorsitzende der Schlaganfall-Hilfe) betonte, durch ernste Akuterkrankungen entstünden für die Patientinnen und Patienten langfristige Probleme. Lotsen seien in dieser Phase die Koordinatoren für die Betroffenen. Barbara Steffens (Leiterin der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen) schilderte ihre Beobachtung, dass die Komplexität des deutschen Gesundheitssystems zunehmend auf eine abnehmende Gesundheitskompetenz der Bevölkerung treffe. Das sorge für eine zusätzliche Belastung der Menschen. Patientenlotsen seien eine Möglichkeit, die überforderten Patientinnen und Patienten wieder abzuholen.

 

Dr. Michael Brinkmeier (Vorstandsvorsitzender), Dr. Brigitte Mohn (Kuratoriumsvorsitzende), Barbara Steffens (TK-Landesvertretung NRW) und Sylvia Strothotte (stellvertretende Vorstandsvorsitzende) freuten sich über das große Interesse an der diesjährigen Lotsen-Tagung Schlaganfall.

Lotsen sind Kümmerer

"Die wichtigste Arbeit der Lotsen ist das Kümmern", machte Sabine Bruning (Schlaganfall-Lotsin am Klinikum Herford) deutlich. Zugleich seien die Lotsen Brückenbauer zwischen Akutbereich, Reha und Nachsorge. Eine enge Verbindung zwischen Patientenlotsen und Netzwerken zog Prof. Dr. Christoph Redecker (Klinikum Lippe). Ein Netzwerk bringe die regionalen Versorger zusammen und mache die Versorgungsangebote zugänglicher. Der Lotse sei hingegen der persönliche Kümmerer, der die Betroffenen durch dieses regionale Netzwerk führe.

 

Pfad in die Regelversorgung ebnen

Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, stellte fest: "Auf Fallebene ist die Lotsenintervention etabliert." So gibt es aktuell in acht Bundesländern Schlaganfall-Lotsen, die in den letzten Jahren ca. 3.000 Betroffene betreut haben. Über 60 Lotsen-Projekte für verschiedenste Indikationen existieren mittlerweile bundesweit. Und der Koalitionsvertrag der Bundesregierung will einen Pfad zur Einführung von Patientenlotsen in die Regelversorgung vorgeben. Wie dieser Pfad aussehen kann, dass erprobt die Stiftung in ihrem neuen Projekt „LEX LOTSEN OWL“. Es soll Ende des Jahres starten. Zwei zentrale Fragen stehen dabei im Mittelpunkt, so Dr. Matthias Arnold (Institut für angewandte Versorgungsforschung): "Wie bringen wir Patientenlotsen in die Fläche?" Und: "Welchen Mehrwert generieren Lotsen für die Patienten?"

 

Gesetzesinitiativen ermöglichen Lotsen

"Die Rechtsgrundlage für Patientenlotsen ist mit dem neuerschienenen Gutachten von Prof. Dr. Gerhard Igl bereits vorbereitet", freute sich Dr. Brinkmeier. Malte Behmer (Bundesverband Managed Care e.V.) zeigte, dass es erste Gesetzesinitiativen, beispielsweise zur Krankenhausreform und zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, gibt, die Lotsen bzw. Care und Case Management vorsehen. „Die Politik schafft damit verschiedene Optionen, wie Patientenlotsen gesetzlich verankert werden können“, erklärte Behmer. Und Dr. Michael Brinkmeier gab das Versprechen: "Wir werden uns als Stiftung die Zeit nehmen, die es braucht, bis jeder einen Lotsen bekommt, der einen braucht."