Thrombolyse trotz Gerinnungshemmer

Thrombolyse trotz Gerinnungshemmer

Künftig könnten mehr Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten als bislang von der Thrombolyse-Therapie profitieren. Für Betroffene, die bestimmte gerinnungshemmende Arzneimittel einnehmen, galt sie bislang als zu gefährlich. Eine neue Studie macht nun Hoffnung.

Bei einem Schlaganfall, der durch einen Gefäßverschluss entsteht (Hirninfarkt), gilt die Thrombolyse als Standard-Therapie. Dabei erhalten die Betroffenen ein Medikament, das das Gerinnsel auflösen soll. Für Patientinnen und Patienten, die zuvor gerinnungshemmende Medikamente mit einem Wirkstoff aus der Gruppe der sogenannten NOAKs (neue orale Antikoagulantien) einnahmen, wurde diese Behandlung bislang jedoch nicht empfohlen. Die Arzneistoffe standen im Verdacht, die Gefahr für Blutungen zu erhöhen.

Blutungs-Risiko nicht erhöht

Eine gemeinsame Studie von Forschenden der Universitätsklinik Heidelberg, des Inselspitals Bern und aus Christchurch (Neuseeland) kommt jetzt zu anderen Ergebnissen. Demnach ist das Blutungs-Risiko bei einer Thrombolyse für Schlaganfall-Betroffene, die vorab eine Therapie mit NOAKs erhielten, sogar geringer als gewöhnlich. Von diesen Erkenntnissen könnten zahlreiche Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten profitieren. Denn die Verordnung von NOAKs steigt. Sie kommen zum Beispiel bei Vorhofflimmern oder als vorbeugende Maßnahme gegen Thrombosen zum Einsatz. Laut Deutschem Ärzteblatt ist es allerdings noch unklar, ob die Studie zu einer Anpassung der Behandlungs-Leitlinien führen wird. Eventuell könnte dafür noch weitere Forschung nötig sein. 

 

Quelle: Meinel TR, Wilson D, Gensicke H, et al. Intravenous Thrombolysis in Patients With Ischemic Stroke and Recent Ingestion of Direct Oral Anticoagulants. JAMA Neurol. Published online January 03, 2023. doi:10.1001/jamaneurol.2022.4782