Schlaganfall-Lotsen: Die Geschichte geht weiter

Schlaganfall-Lotsen: Die Geschichte geht weiter

Die Tinte ist noch nicht trocken, dennoch machen die Krankenkassen der Deutschen Schlaganfall-Hilfe große Hoffnung. Sie wollen die Arbeit der Schlaganfall-Lotsen nach Ende des Modellprojekts STROKE OWL finanzieren.

Patienten leben gesünder und zufriedener

Worum genau geht es? Im Modellprojekt STROKE OWL betreuen 17 Schlaganfall-Lotsen über 1.500 Patienten in Ostwestfalen-Lippe (OWL). Die wissenschaftliche Auswertung des Projekts soll zeigen, dass die betreuten Patienten gesünder und zufriedener leben. Ende März 2021 endet die Betreuung der letzten Patienten, und damit auch die Finanzierung der Schlaganfall-Lotsen durch Projektgelder des Bundes.

Ziel der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, der Krankenkassen und aller anderen Projektpartner ist es, Schlaganfall-Lotsen zu einem Teil der Regelversorgung zu machen. Doch bis das Ergebnis der Begleitforschung vorliegt, wird ein Jahr vergehen. Und bis dann eine politische Lösung verabschiedet werden könnte, wie solche Patientenlotsen künftig finanziert werden, dürfte es sicher noch länger dauern.

Verhandlungen über Zwischenfinanzierung laufen

Was also droht, wäre das Ende einer guten Initiative in der Schublade. So ging es schon manchem Modellprojekt, dessen Initiatoren nicht rechtzeitig über Anschlussperspektiven nachdachten. Denn sind die Lotsen erst einmal weg, bricht Vieles zusammen, was sie mühsam in vier Projektjahren aufgebaut haben. Es gilt also, die Arbeit der Lotsen aufrecht zu erhalten, bis eine politische Lösung gefunden ist.

Ein halbes Jahr vor Ende der Betreuungsphase trafen sich 130 Projektbeteiligte von STROKE OWL und Interessierte jetzt zu einer großen Online-Tagung. Dabei machte Ulrich Adler (Techniker Krankenkasse) stellvertretend für alle im Modellprojekt beteiligten Krankenkassen klar, dass es Übergangsvereinbarungen geben wird, die den Einsatz der Schlaganfall-Lotsen in OWL ab April 2021 sicherstellen. Die Verhandlungen mit den Kliniken laufen derzeit.

Die Tagung fand online statt.

Eine gute Nachricht für das deutsche Gesundheitssystem

Das ist nicht nur für Schlaganfall-Patienten in Ostwestfalen-Lippe eine großartige Nachricht. Bundesweit dürften viele Akteure jubeln, die mit der Schlaganfall-Hilfe an einer Reform des Gesundheitssystems durch die Einführung von Patientenlotsen arbeiten. Denn die Stiftung kümmert sich zwar ausschließlich um Schlaganfall-Patienten, doch das dahinterliegende Konzept des Case Managements ließe sich auf viele Problemlagen übertragen. Das ist das politische Ziel der Schlaganfall-Hilfe, gemeinsam mit vielen verbundenen Projekten.

Zur guten Stimmung der Kassen und deren Versprechen dürften die Zwischenergebnisse des Projekts STROKE OWL beigetragen haben, die auf der Tagung vorgestellt wurden. Lotsinnen berichteten aus ihrer praktischen Arbeit, Forscher und Datenmanager lieferten Zwischenberichte. In Kurzform lässt sich festhalten: Die Patienten sind sehr zufrieden und die bisher erhobenen Daten nähren die Hoffnung auf ein gutes Studienergebnis. In Ostwestfalen strahlte man mindestens an diesem Tag mit der Spätsommer-Sonne um die Wette...

"Patientenlotsen sind genau der richtige Weg", so Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen. Das Interview mit ihr lesen Sie an dieser Stelle.