Schlaganfall trifft Seele

Schlaganfall trifft Seele

270.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. Über die körperlichen Folgen ist vieles bekannt. Seltener wird über die seelischen Schäden gesprochen. Dabei wäre das so wichtig.

Depression nach Schlaganfall

Die Fachwelt bezeichnet sie als Post Stroke Depression (PSD), die Depression nach Schlaganfall. Die Wissenschaft geht davon aus, dass sie etwa ein Drittel aller Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten trifft. Man weiß, dass Frauen anfälliger für eine PSD sind. Wer nicht gut eingebettet ist in die Familie oder ein soziales Netzwerk, ist stärker gefährdet. Und depressive Vorerkrankungen stellen ebenfalls ein größeres Risiko dar.

Die Dimensionen der PSD werden manchmal unterschätzt. Denn die motorische Rehabilitation ist für Betroffene oft harte Arbeit. Wer nicht ein hohes Maß an Motivation mitbringt, macht wenig Fortschritte beim Gang- oder Armtraining. Eine Depression zeigt deshalb doppelt Wirkung auf den Organismus von Schlaganfall-Betroffenen – neben der großen psychischen Belastung wirkt sie wie eine angezogene Handbremse auf die motorische Rehabilitation.

Eine Verletzung im Gehirn kann auch direkt zu Persönlichkeitsveränderungen der Betroffenen führen

Experten sprechen bei der PSD oft von einer sogenannten reaktiven Depression. Die Trauer über den Verlust von Fähigkeiten kann Betroffene in die Hoffnungslosigkeit treiben. Doch das ist nur eine Seite der Erkrankung. Der Schlaganfall ist eine organische Verletzung im Gehirn, die auch direkt zu Persönlichkeitsveränderungen der Betroffenen führen kann.

Der Psychiater Golo Kronenburg und der Neurologe Matthias Endres haben vor Jahren zu diesem Thema geforscht. Sie berichteten von klinischen Beobachtungen, nach denen Schlaganfall-Betroffene häufiger depressiv wurden als Orthopädie-Patientinnen und -Patienten, selbst wenn deren körperliche Behinderungen vergleichbar waren. Es muss also mehr als nur die Trauer dahinterstecken.

Wachsam auf Symptome achten

Wichtig zu wissen: Ein Stimmungstief ist nach einem Schicksalsschlag wie dem Schlaganfall völlig normal und nicht gleich krankhaft. Dennoch sollten insbesondere Angehörige wachsam sein, auf erste Symptome achten und das Thema früh ansprechen. Denn die Depression nach Schlaganfall ist kein unausweichliches Schicksal, es gibt heute wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Und je früher die Behandlung einsetzt, desto besser ist eine Depression heilbar.

In unserem Schwerpunkt zum Thema Post Stroke Depression wollen wir Betroffene und ihr Umfeld für die Erkrankung sensibilisieren, Hoffnung machen und einige konkrete Tipps zum Umgang damit geben.