Radarfunktion für erste Symptome

Folgt auf den Schlaganfall eine Depression, ist das für Betroffene eine doppelte Belastung. Wie Angehörige in dieser schwierigen Zeit helfen können, weiß Katja Werheid. Sie ist Professorin für Klinische Neuropsychologie und Psychotherapie an der Universität Bielefeld.

Angehörige sind gewissermaßen ein Radar, das die ersten Anzeichen einer Depression wahrnimmt“, erklärt Werheid. Das ist wichtig, da der Zeitpunkt, zu dem eine Post Stroke Depression auftritt, mitunter stark variiert. Und nicht immer bemerken die Betroffenen ihre Veränderung selbst. „Manche wollen auch nicht wahrhaben, dass sie an einer Depression leiden“, berichtet Werheid aus ihrer Erfahrung. Umso wichtiger sei es, dass Angehörige, wenn sie bei der betroffenen Person ein längeres Stimmungstief bemerken, dieses behutsam ansprechen.

Depression nach Schlaganfall ist keine natürliche Folge

Wichtig sei aber auch, zu akzeptieren, wenn Betroffene zunächst keine Hilfe annehmen wollen. Dann könne es helfen, gemeinsam eine Vereinbarung zu treffen. Zum Beispiel könne man sagen: „Lass uns zwei Wochen abwarten. Wenn es dann nicht besser ist, suchen wir Hilfe“, regt Werheid an. Gleichzeitig warnt sie Angehörige vor einem häufigen Denkfehler: „Die Depression wird nach einem Schlaganfall oft als eine Art natürliche Folge angesehen, die sich nicht vermeiden lässt und gegen die man nichts tun kann.“ Doch es gelte: „Niemand muss die Depression akzeptieren, es gibt wirksame Behandlungen“, betont Werheid.

Verhindern Sie einen chronischen Verlauf

Noch ein guter Grund für die Behandlung der Depression: Die Erkrankung kann chronisch werden – muss sie aber nicht. Die Wahrscheinlichkeit für einen chronischen Verlauf steigt mit der Häufigkeit der depressiven Episoden. Das bedeutet: „Je länger Betroffene auf eine Behandlung verzichten, desto größer ist die Gefahr, dass die Depressionen chronisch werden“, verdeutlich Werheid.

Akzeptieren Sie Erschöpfung

Angehörige können Betroffene ergänzend zu einer Behandlung unterstützen. Zum Beispiel indem sie sie motivieren, gezielt Stimmungsaufheller in den Alltag zu integrieren. Das können beispielsweise regelmäßige Spaziergänge oder die Kontakt-Aufnahme zu anderen Menschen sein. Dabei gilt es jedoch zu beachten: „Durch die Schädigung des Gehirns sind Schlaganfall-Betroffene häufig schnell erschöpft“, so Werheid. "Es ist daher völlig in Ordnung, wenn die betroffene Person nicht alle Tipps auf einmal ausprobiert."

 

Im Rahmen eines Forschungsprojekts bieten Prof. Dr. Katja Werheid und ihr Mitarbeiter Dr. Simon Ladwig speziell für Schlaganfall-Betroffene Akzeptanz- und Commitment-Therapie zur Förderung der psychischen Gesundheit an. Informationen zum Therapie-Angebot erhalten Interessierte telefonisch 0521 066 7533 oder per E-Mail an simon.ladwig@uni-bielefeld.de.