Erste Erfolge durch Hirnstimulation
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Erste Erfolge durch Hirnstimulation

Rehabilitation ist, wenn das Gehirn lernt. Ein Therapie-Ansatz versucht deshalb, die Lernfähigkeit des Hirns zu verbessern. Dafür setzen Wissenschaftler Strom ein – mit guten Ergebnissen.

Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) heißt die Methode, bei der Elektroden leichten Strom durch die Schädeldecke leiten. Dadurch lassen sich gezielt Hirnareale, die für die Sprache oder die Bewegung zuständig sind, anregen. Die Idee ist, dass das Gehirn mehr lernt, wenn Therapie-Übungen unter einer solchen Stimulation stattfinden.

„Es gibt gute Hinweise, dass tDCS wirkt“, sagt die Greifswalder Professorin Dr. Agnes Flöel, die aktuell eine große Aphasie-Studie leitet. Sie soll Aufschluss darüber geben, was Stimulation in der Sprachtherapie bewirken kann und welche Patienten besonders profitieren. Flöel ist auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN). Schon lange beschäftigt sie sich intensiv mit Fragen der Neuroplastizität, also der Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu ändern.

In Studien zur Sprachtherapie gibt es erste Anhaltspunkte dafür, dass der Einsatz von tDCS bei Aphasie-Patienten zu Verbesserungen beim Benennen von Gegenständen führt. Etwas weiter ist die Studienlage bereits in der motorischen Rehabilitation. Hier scheint die Therapie unter tDCS positive Auswirkungen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens zu haben.

Die Studien werden vorrangig mit Patienten im chronischen Stadium durchgeführt. Sie wecken also berechtigte Hoffnung, dass selbst einige Zeit nach dem Schlaganfall Verbesserungen zu erzielen sind. Und die eingesetzte Technik ist verhältnismäßig simpel, die Kosten überschaubar. Das wird den Prozess der Verbreitung sicherlich beschleunigen. Sogar ein Eigentraining der Patienten zu Hause ist in Zukunft denkbar.

Bis erste Kliniken tDCS routinemäßig in der Sprachtherapie einsetzen, dürften noch drei bis vier Jahre vergehen, schätzt Flöel vorsichtig. In der motorischen Rehabilitation könnte es etwas schneller gehen, glaubt sie. Wunder seien allerdings nicht zu erwarten, bremst sie zu hohe Erwartungen, denn Strom allein bewirke nichts. „Grundlage ist immer ein aktives Training des Patienten“, sagt Agnes Flöel. Es bleibt also mühsam, kann sich aber noch mehr lohnen.