Zusammenarbeit ist Trumpf

Zusammenarbeit ist Trumpf

In Berlin trafen sich die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu ihrer Jahrestagung. Der erste Tag stand unter dem Motto „interprofessionelle Zusammenarbeit“. Welche neuen Ideen gibt es?

Pflege entwickelt Innovationszimmer

Eines vorweg: Um ordentliches Mitglied der DGN zu werden, sollte man immer noch Medizin studiert haben. Doch die Zeiten, in denen sich ausschließlich Ärztinnen und Ärzte auf dem Kongress trafen, sind vorbei. Pflegende und Therapeuten bekommen zunehmend mehr Raum. In Berlin wurden wieder drei Pflegepreise vergeben. Der 1. Preis ging an das Stroke Unit Team der Uniklinik Heidelberg für die Entwicklung eines „Innovationszimmers“. 

 

Viel Anerkennung – viel Potenzial

Pflegende, Architekten und Informationstechniker waren an der Entwicklung des Zimmers beteiligt. Optimale Barrierefreiheit, Lärmreduktion und gute Orientierung standen im Vordergrund, um insbesondere Patientinnen und Patienten zu schützen, die gefährdet sind, in ein Delir zu fallen. „Wir spüren durch diesen Preis viel Anerkennung im Team“, freute sich Projektleiterin Jessica Golania. Das Projekt macht deutlich, wie viel Potenzial die konzeptionelle Einbindung der Pflege hat. Sie ist die größte Berufsgruppe in der Klinik und hält den engsten Patientenkontakt.

 

Eine gute Fehlerkultur

Ein weiteres gutes Beispiel präsentierte die Neurologie der Uniklinik Frankfurt. Dort beschäftigte sich federführend das Pflegeteam mit der Frage, wie man mit unerwünschten Ereignissen im Team umgeht. Bekannt ist das Thema vor allem aus der Luftfahrt, wo es darum geht, aus Zwischenfällen zu lernen, damit deren Ursachen nicht später zu einem Absturz oder anderen Katastrophen führen können.

 

Auch Profis sind Menschen

Am Fall einer Patientin, die aufgrund von Komplikationen verstarb, zeigte das Team, wie es solche Vorfälle in interprofessionellen Besprechungen aufarbeitet. Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Sensibilisierung für Prozesse, die zukünftig besser laufen könnten, aber auch um eine Verarbeitung des Geschehens - auch Profis im Gesundheitswesen sind nur Menschen.

 

Therapierende sollten kooperieren

Was im Krankenhaus immer besser funktioniert, ist in der ambulanten Versorgung noch Wunschtraum. Prof. Christiane Lücking und ihr Team beschäftigten sich mit der Frage, wie  interprofessionelle Zusammenarbeit unterschiedlicher therapeutischer Disziplinen in der Nachsorge gelingen könnte. Bisher gibt es erst wenige ambulante Therapiezentren, die Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie unter einem Dach vereinen. Dabei wäre eine Zusammenarbeit der Fachleute gerade in der Behandlung Schlaganfall-Betroffener mit ihren oft mehrfachen Behinderungen so sinnvoll.

 

Voraussetzungen fehlen

Teamarbeit der Disziplinen, so Lücking, geschehe aktuell lediglich durch persönliches Engagement der Therapierenden oder Vorgaben der Leitung. Digitale Dokumentation vereinfache den Prozess. Doch um eine solche Arbeitsweise flächendeckend zu etablieren, fehlen aus ihrer Sicht zwei wichtige Voraussetzungen: 

  • eine Abrechnungsmöglichkeit für die Praxen, denn Kooperation erfordert mehr Zeit, die nicht vergütet wird, und
  • eine Form der Verpflichtung.