Sichere Medikamentengabe bei Dysphagie

Sichere Medikamentengabe bei Dysphagie

Viele Betroffene kämpfen nach dem Schlaganfall  mit Schluckstörungen (Dysphagie), was die Einnahme lebenswichtiger Medikamente erschwert. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass ganze Tabletten oft sicherer sind als ihr zerkleinerter Ersatz.

Hintergrund

Die sogenannte poststroke Dysphagie bezeichnet Schluckstörungen nach einem Schlaganfall. Sie ist eine häufige Folge und betrifft bis zu 75 Prozent der Betroffenen. Sie erhöht das Risiko für Atemwegs- und Ernährungsprobleme erheblich und stellt Betroffene sowie medizinisches Fachpersonal vor große Herausforderungen. Eine zentrale Frage in der Behandlung betrifft die sichere Einnahme von Medikamenten. Häufig werden Tabletten zerkleinert, um das Schlucken zu erleichtern. Bisher fehlten jedoch systematische Untersuchungen, die diese gängige Praxis objektiv überprüft haben.

 

Eine aktuelle Studie untersuchte die Sicherheit und Effizienz des Schluckens von ganzen im Vergleich zu zerkleinerten Tabletten bei 60 Betroffenen mit akutem Schlaganfall. Mittels Fiberoptic Endoscopic Evaluation of Swallowing (FEES), einer bewährten Methode zur objektiven Beurteilung des Schluckens, wurden sowohl ganze als auch zerkleinerte Placebo-Tabletten verabreicht. Die Medikamente wurden jeweils zusammen mit Apfelmus gegeben, um die klinische Praxis realistisch abzubilden.

 

Ergebnisse

Die Studie zeigte, dass ganze Tabletten in allen Versuchen sicher geschluckt wurden. Es traten weder Penetrations- noch Aspirationsereignisse auf. 

  • Penetration bedeutet, dass etwas in die Luftröhre, aber nicht in die Lunge gelangt. 

  • Aspiration bedeutet, dass etwas in die Lunge gelangt, was das Risiko für Infektionen erhöht. 

Die Ergebnisse weisen auf ein sehr geringes Risiko für Komplikationen hin. 

 

Zerkleinerte Tabletten führten nicht häufiger zum Verschlucken, hinterließen aber deutlich mehr Reste im Rachen. Besonders in den kleinen Vertiefungen direkt hinter der Zunge blieben Tablettenreste zurück. Diese Rückstände können dazu führen, dass das Medikament später wirkt. Außerdem könnten sie theoretisch die Schleimhaut reizen oder dazu beitragen, dass sich dort Bakterien ansiedeln. Die Apfelmus-Menge, die zusammen mit den Tabletten gegeben wurde, war im Allgemeinen sicher, führte aber bei einigen Betroffenen gelegentlich zu einem kleinen Schluckrisiko.

 

Bedeutung

Die Studie zeigt, dass Fachkräfte die Tabletten bei Betroffenen nach einem Schlaganfall mit Schluckstörungen nicht automatisch zerkleinern müssen. Ganze Tabletten lassen sich sicher zusammen mit weicher Kost einnehmen. Das erleichtert die Einnahme, sorgt dafür, dass die Medikamente wirken, und verringert mögliche Probleme. Die Entscheidung, ob Tabletten ganz oder zerkleinert gegeben werden, sollte anhand einer Schluckuntersuchung wie der FEES getroffen werden.

 

 

Quelle:

Die Studie wurde in Stroke im Juli 2025 veröffentlicht. DOI: 10.1161/STROKEAHA.125.051237