Pionier der ersten Stunde: Prof. Busse und die Anfänge der Schlaganfall-Hilfe

Pionier der ersten Stunde: Prof. Busse und die Anfänge der Schlaganfall-Hilfe

Als Präsidentin Liz Mohn 1993 die Schlaganfall-Hilfe gründete, war der Schlaganfall eine wenig beachtete Krankheit. Auch dank engagierter Unterstützer der Stiftungs-Arbeit sieht das heute zum Glück ganz anders aus. Einer dieser Unterstützer ist der Neurologe Prof. Dr. Otto Busse. Sein Engagement ist eng mit den Anfangsjahren der Stiftung verknüpft.

Prof. Busse erinnert sich:

Die Schlaganfall-Versorgung war Anfang der 1990er-Jahre eher bescheiden.
Prof. Busse

Die Versorgung der Betroffenen übernahmen häufig keine Neurologinnen und Neurologen, sondern Ärztinnen und Ärzte aus der Inneren Medizin. Spezielle Schlaganfall-Stationen, sogenannte Stroke Units, gab es damals in Deutschland noch nicht. Und es existierte auch keine medizinische Fachgesellschaft zum Schlaganfall, die die Forschung rund um die Erkrankung vorantreiben konnte.

 

Versorgung im Fokus

Vor diesem Hintergrund rief Liz Mohn die heutige Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ins Leben – damals jedoch noch aufgeteilt in zwei verschiedene Organisationen: Die Schlaganfall-Stiftung und der Verein Deutsche Schlaganfall-Liga e.V., die eng zusammenarbeiteten. Zentrales Anliegen der Schlaganfall-Stiftung war die Verbesserung der Versorgung. Auf Vorschlag einiger führender Neurologen sollten deutschlandweit Stroke Units für die Akutversorgung entstehen. Ihr Konzept: Durch eine ständige Überwachung der Vitalparameter der Patientinnen und Patienten einen weiteren Schlaganfall rechtzeitig erkennen oder, wenn möglich, sogar vermeiden.

 

Einsatz für Stroke Units

Prof. Dr. Otto Busse, seinerzeit Chefarzt der Neurologie am Klinikum Minden, setzte sich schon damals stark für Schlaganfall-Betroffene ein. Daher bemühte sich Liz Mohn ihn für die Unterstützung der Schlaganfall-Hilfe zu gewinnen – mit Erfolg. Gemeinsam sammelten die beiden Geld für die Einrichtung einer Stroke Unit in Minden – zum Beispiel mit einem 24-Stunden-Lauf. So entstand in Minden eine der ersten Stroke Units in ganz Deutschland. Und damit nicht genug, engagierte sich Prof. Busse auch darüber hinaus für die Stiftung. Beispielsweise warb er zusammen mit anderen Neurologinnen und Neurologen deutschlandweit in Fachvorträgen für das Konzept der Stroke Units.

 

Zertifizierungssystem etabliert

„Es gab Widerstände von vielen Seiten“, erinnert sich Prof. Busse. Zweifel am Nutzen der Stroke Units und Sorgen um ihre Finanzierung schlugen den Befürwortern entgegen. Dennoch nahm die Zahl der Stroke Units in den 1990er-Jahren stetig zu. Damit stellte sich eine neue Herausforderung:

Wir mussten nicht nur versuchen, Qualität in der Versorgung zu erreichen, sondern auch die Qualität der Stroke Units nach außen demonstrieren.
Prof. Busse

So entstand das Zertifizierungssystem für Stroke Units. Es stellt sicher, dass alle Stroke Units, die über ein Zertifikat verfügen, bestimmte Qualitätskriterien erfüllen.

 

Die Zertifizierung der Stroke Units erfolgt mittlerweile gemeinsam mit der 2001 gegründeten medizinischen Fachgesellschaft, der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) e.V., deren Gründungsvorsitzender Prof. Busse war.

Betroffene im Mittelpunkt

War die Schlaganfall-Stiftung stärker medizinisch orientiert, hatte die Deutsche Schlaganfall-Liga von Anfang an fest die Belange der Betroffenen im Blick – ein besonderes Anliegen auch von Reinhard Mohn, Unternehmer und Ehemann Liz Mohns. Aufgrund seines großen Engagements wurde Prof. Busse zum Vorsitzenden des Vereins ernannt. In dieser Funktion setzte er sich für die Einführung des bis heute bestehenden Netzwerks aus Regionalbeauftragten ein. Außerdem trieb die Schlaganfall-Liga unter anderem die Schlaganfall-Prävention voran und unterstützte die Gründung von Selbsthilfegruppen.

 

Gründung der Schlaganfall-Hilfe

Im Laufe der Zeit erschien die dauerhafte Trennung von Schlaganfall-Stiftung und Schlaganfall-Liga nicht mehr sinnvoll – beide Organisationen wurden daher zur Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zusammengelegt. Prof. Busse blieb der Stiftung eng verbunden. So engagierte er sich unter anderem im medizinischen Beirat und setzte sich weiterhin für die Stroke Units ein.

 

Heute ist Deutschland bei der Akut-Versorgung des Schlaganfalls gut aufgestellt: Es überleben fast doppelt so viele Menschen einen Schlaganfall wie noch vor 30 Jahren!

 

Wir danken Prof. Busse für seine außerordentlichen Verdienste rund um die Schlaganfall-Versorgung und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Dr. Markus Wagner (Gesundheitswissenschaftler und Versorgungsforscher der Schlaganfall-Hilfe), Prof. Dr. Otto Busse, Dr. Michael Brinkmeier (Vorstandsvorsitzender der Schlaganfall-Hilfe)