Neues aus der Rehabilitation

Neues aus der Rehabilitation

In Freiburg tagte die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation. Hier ein kleiner Überblick über neue Studienergebnisse und Produkte.

Kognitives Training hilft bei Aphasie

Prof. Joachim Liepert (Kliniken Schmieder) wertete aktuelle Studien in der Neurorehabilitation aus. Sehr spannend: Nicht nur Logopädie bringt die Sprachfähigkeit bei einer Aphasie zurück. Auch kognitives Training kann Sprachstörungen nach einem Schlaganfall verbessern, wie eine weitere Studie bestätigte. Das liege daran, so Liepert, dass sich die für Sprache und Denken zuständigen Regionen im Gehirn überlappen. Denkaufgaben aktivieren deshalb auch in Teilen das Sprachzentrum.

 

Kombinationstherapie bei Spastik

Weitere interessante Ergebnisse: Bei der Spastikbehandlung hat sich bestätigt, dass eine Kombination aus Physio- oder Ergotherapie (Dehnen) und der Gabe von Botulinumtoxin den größten Erfolg verspricht. 

 

Patienten mit motorischen Störungen können von einer sogenannten Vagusnerv-Stimulation profitieren. Dabei wird ihnen ein „Schrittmacher“ implantiert. Eine neue Studie bestätigte die Wirksamkeit dieser Methode. Nach Entlassung aus der Reha verspricht eine digital unterstützte Nachsorge Erfolge. Fast 2.000 Patientinnen und Patienten nutzen mittlerweile die App der Kliniken Schmieder. Sie erhalten darüber ein individuelles Trainingsprogramm und können an digitalen Veranstaltungen teilnehmen.

 

Die richtige Gerätewahl

Bleibt die Frage, welcher Gerätetyp der Richtige ist. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl von Produkten auf dem Markt. 

  • Geht es allein um die Gehfähigkeit, spielt die Auswahl des Gerätes keine Rolle. 
  • Für die Gehgeschwindigkeit sind die so genannten Endeffektorgeräte (z.B. Lyra) wirksamer. 
  • Und wer bereits gehfähig ist, sollte nicht mehr im Roboter trainieren, sondern auf dem Laufband oder frei auf der Fläche.

 

Roboter in der Gangrehabilitation

Seit mehr als 20 Jahren werden Roboter in der Gangrehabilitation eingesetzt. Anfangs basierte ihr Einsatz noch oft auf Bauchgefühl, mittlerweile gibt es mehr als 100 Studien zu diesem Thema. Prof. Jan Mehrholz (Gera) wertete sie aus und stellte die Ergebnisse in Freiburg vor. Es bleibt bei den Kernaussagen: Von Robotern in der Gangrehabilitation profitieren schwerer betroffene Patienten in der ersten Phase (3 Monate) nach dem Schlaganfall. Sie verbessern in erster Linie die Gehfähigkeit. 

 

Orthesen wirken auch therapeutisch

Neben der Robotik gibt es zunehmend mehr Systeme, die mit Stimulation arbeiten. Daria Hell, Physiotherapeutin aus Linz (Österreich), berichtete, wie an ihrer Klinik Schlaganfall-Patienten systematisch und in einem frühen Stadium mit myoelektrischen Gangorthesen ausgestattet werden. Dadurch zeige sich häufig ein therapeutischer Effekt, so dass ein Teil der Patienten nach einigen Monaten auf den Einsatz der Orthese verzichten könne. Der andere Teil gewinne zumindest so viel Sicherheit, dass der nächtliche Gang zur Toilette auch ohne angelegte Orthese kein großes Sturzrisiko berge.

 

Training in virtueller Realität

Virtuelle Realität hat Einzug gehalten in die Neurorehabilitation, insbesondere in der Rehabilitation des Arms und der Hand. Prof. Bernhard Elsner (Lübeck) stellte eine Auswertung aktueller Studien vor. Noch sind die nachweisbaren Effekte recht gering. Klar ist jedoch: Beim VR-Training gibt es eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung. Wer ergänzend zur klassischen Therapie viel trainiert, spürt einen eindeutigen Effekt.

 

Aphasie-App mit neuen Funktionen

Auch Hersteller waren in Freiburg vertreten und stellten moderne Trainingsgeräte und Hilfsmittel vor. Neolexon, die App für die Aphasie-Therapie, hat nicht nur die Farbwelt von Grün auf Blau gestellt. Auch die Bandbreite der Übungen wurde wieder erweitert. Patienten können nun ganze, aber einfache Sätze bilden und üben (Subjekt, Prädikat, Objekt). Und neu aufgenommen wurde die Rubrik “Floskeln”, die im Sprachalltag vieler Menschen eine wichtige Rolle spielen.

 

Gangtraining im Spiel

Das Schweizer Unternehmen Lambda ist neu auf dem deutschen Markt. Der Beintrainer wurde für den Einsatz in der klinischen Rehabilitation konstruiert, insbesondere für Schlaganfall-Patienten. Das Gerät verbindet „Gamification“ mit Gangrehabilitation in einer Art, wie man es bisher nur aus der Armrehabilitation kennt. Patienten steuern Bildschirmspiele allein durch die Bewegung ihrer Beine.

 

Reha-App mit eigenen Inhalten

Auch myReha, die App für die Rehabilitation und Nachsorge insbesondere bei kognitiven Folgen des Schlaganfalls, erweitert das große Portfolio von Aufgaben stetig. Therapeuten und Patienten haben jetzt die Möglichkeit, selbst Inhalte wie Familienbilder einzuspeisen und diese in die Übungen zu integrieren. Ergänzt wird das Spektrum an kognitiven und neuropsychologischen Aufgaben jetzt auch durch Bewegungsübungen.