Erst Katheter, dann Medikament

Erst Katheter, dann Medikament

Neue Erkenntnisse für die akute Schlaganfall-Behandlung: eine Kombination von zwei Therapien könnte mehr Patientinnen und Patienten helfen.

Thrombektomie kommt häufig zum Einsatz 

Wenn bei einem Schlaganfall große Hirnarterien verschlossen sind, ist meist eine Thrombektomie die erste Therapie-Wahl. Dabei entfernen Neuroradiologinnen und -radiologen das Blutgerinnsel durch einen Katheter, der in der Leiste eingeführt wird. Seit etwa zehn Jahren wird diese Therapie immer häufiger angewandt, alle größeren Schlaganfall-Kliniken in Deutschland bieten sie mittlerweile an. Für viele Betroffene ist sie ein Segen, sie verlassen die Klinik häufig ohne bleibende Folgen. 

 

Erfolg bleibt manchmal aus

Bei einem Teil der Patientinnen und Patienten führt die Thrombektomie jedoch nicht zum Erfolg, selbst wenn der Gefäßverschluss eröffnet werden kann. Das kann daran liegen,

  • dass der Eingriff zu spät erfolgte und zu viel Hirngewebe bereits geschädigt ist.
  • Einige Medizinerinnen und Mediziner vermuten jedoch, dass neben dem großen Verschluss noch kleinere, benachbarte Arterien verschlossen sein könnten.

 

Ihre Idee: Eine anschließende Thrombolyse, das ist die Behandlung mit einem „blutverdünnenden“ Medikament, könnte die kleinen Verschlüsse beseitigen.

 

Zusätzliche Thrombolyse könnte helfen

Eine erfolgversprechende spanische Studie musste aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden. Jetzt konnte eine Studie zu dem Thema in China abgeschlossen werden. Die Initiatoren stellten die Ergebnisse auf dem Schlaganfall-Kongress in Los Angeles vor. Sie bestätigen die Annahme, dass durch eine zusätzliche Thrombolyse mehr Patientinnen und Patienten den Schlaganfall ohne oder mit nur geringen Folgen überstehen könnten. Noch unklar ist jedoch, unter welchen Voraussetzungen die Prozedur sinnvoll sein könnte.

 

Therapie nicht wahllos einsetzen

Beruht der Effekt tatsächlich darauf, dass auch die kleinen Arterien wieder frei werden? Oder handelt es sich um Patientinnen und Patienten, bei denen die Thrombektomie nur einen Teil des großen Gerinnsels lösen konnte und das Medikament anschließend auch die Reste auflöst? Wahllos immer eine Kombinationstherapie anzuwenden wäre keine Alternative. Die Thrombolyse ist stets mit einem Blutungsrisiko verbunden und könnte manchen Betroffenen mehr schaden als nützen.

 

Doch weitere Studien werden zeigen, welchen Patienten der zusätzliche Einsatz einer Lyse helfen kann.