Gute Hilfsmittelversorgung für Schlaganfall-Betroffene

Gute Hilfsmittelversorgung für Schlaganfall-Betroffene

Bei der Versorgung von Schlaganfall-Betroffenen mit geeigneten Hilfsmitteln ist eine gute Beratung unerlässlich. Um diese zu verbessern, schult und qualifiziert die Schlaganfall-Hilfe bundesweit Mitarbeitende von Sanitätshäusern. Jetzt trafen sich Sanitätshaus-Vertreterinnen und -Vertreter aus ganz Deutschland in Gütersloh für den Qualitätszirkel.

Rollstuhlfahrerin/ -fahrer für einen Tag

Wer sich hinter das Steuer eines Autos setzen will, muss das Fahren lernen. Auch das Rollstuhlfahren sollte gelernt werden. Leider sieht die Realität anders aus. „Oft treffe ich Menschen, die mit einem Rollstuhl versorgt sind, aber das sichere Fahren damit nie richtig gelernt haben“, sagt Axel Görgens Rollstuhl-Trainer vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen e.V. (BRSNW). Eine kurze Einweisung bei der Auslieferung des Rollstuhls durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sanitätshäusern reiche nicht aus, um den Rollstuhl sicher zu bewegen und die im Alltag notwendigen Techniken zu beherrschen.

 

Aus diesem Grund stand beim jetzigen Qualitätszirkel der Sanitätshäuser ein Rollstuhl-Workshop auf der Tagesordnung. Referent Axel Görgens vermittelte in spielerischen Übungen die Grundtechniken des Rollstuhlfahrens. Außerdem zeigte der Experte, wie Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer nach einem Schlaganfall alltägliche Dinge wie das Überwinden einer Bordsteinkante meistern und gab Tipps für eine kompetente Beratung.

 

Nach dem intensiven Training waren sich alle Teilnehmenden einig: Rollstuhlfahren ist schwierig, mit der richtigen Anleitung kann es aber auf jeden Fall gelernt werden . Zudem wurde den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sanitätshäuser noch einmal bewusst, wie wichtig die individuelle Anpassung des Rollstuhls ist. Denn Schlaganfall-Betroffene sitzen mitunter den ganzen Tag im Rollstuhl. Nur wenn ein optimaler Halt und Sitzkomfort gewährleistet ist, fühlen sie sich wohl und sicher, nutzen ihren Rollstuhl und sind im Alltag mobil. Aufgrund der Selbsterfahrung im Workshop überlegen die Sanitätshäuser häufiger, selbst ein solches Anwendertraining anzubieten – idealerweise in Kombination mit Sportvereinen oder Selbsthilfegruppen.

Viele Themen

Neben dem Rollstuhltraining standen für die Fachberaterinnen und -berater weitere Themen auf dem Programm, wie zum Beispiel die Vernetzung innerhalb des Sanitätshauses. „Die interne Vernetzung der einzelnen Fachbereiche untereinander ist für eine optimale Beratung und Versorgung der Schlaganfall-Betroffenen von enormer Bedeutung“, erklärt Anna Engel, Projektleiterin der Deutschen Schlaganfall-Hilfe.

 

Passend zum Thema des Zirkels „Sport und Schlaganfall“ stellte Frederike Prisett von der Schlaganfall-Hilfe das Projekt „SPORTnachSCHLAG“ vor. Mit diesem Projekt unterstützt die Stiftung die Verbreitung von Rehabilitations-Sportangeboten für Schlaganfall-Betroffene.

 

Zur inhaltlichen Abrundung des Qualitätszirkels präsentierte Christina Franzisket aus der Versorgungsforschung der Schlaganfall-Hilfe die Ergebnisse einer Befragung von Schlaganfall-Betroffenen. Neben den zahlreichen Programmpunkten fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Zeit zum Netzwerken und Austauschen. „Besonders wichtig ist der Dialog untereinander. Er schafft Kontakte und gibt neue Denkanstöße für die eigene tägliche Arbeit“, betont Anna Engel.

Das Programm Qualifizierte Sanitätshäuser

Ob Orthese, Rollator oder Einstiegshilfe in die Badewanne. Nach einem Schlaganfall sind viele Betroffene auf Hilfsmittel angewiesen. Mit den richtigen können sie ihren Alltag meistern. Doch oft haben sie nicht die passenden. Denn damit die Hilfsmittel genau auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind, ist eine intensive Beratung notwendig. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe qualifiziert deshalb bundesweit Fachberaterinnen und Fachberater in Sanitätshäusern für eine optimale, individuelle Versorgung der Betroffenen.

 

In verschiedenen Modulen, unter anderem zum Krankheitsbild Schlaganfall und im Bereich Patienten-Kommunikation, schult die Schlaganfall-Hilfe, gemeinsam mit Expertinnen und Experten, Mitarbeitende von Sanitätshäusern. Darüber hinaus erfahren die Teilnehmenden mehr über Netzwerkarbeit zur Verbesserung der Patientenversorgung und die Arbeit der Schlaganfall-Hilfe.

 

Sanitätshäuser, die die Schulung absolviert haben und hohe Standards zur Qualitätssicherung erfüllen, dürfen ein Siegel der Stiftung führen. Zudem werden sie in regelmäßigen Abständen rezertifiziert, wenn sie die Anforderungen der Schlaganfall-Hilfe weiterhin erfüllen.