Lotsen-Bewegung nimmt Fahrt auf

Lotsen-Bewegung nimmt Fahrt auf

Beim ersten "Tag der Patientenlotsen" Mitte Oktober in Berlin riefen die Veranstalter dazu auf, Patientenlotsen zügig in der Regelversorgung zu verankern.

Allein die Zahl der Teilnehmenden war ein Statement. 150 Praktiker, Politiker und Funktionäre aus dem Gesundheitswesen folgten dem Ruf nach Berlin. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe, die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM), der Bundesverband Managed Care (BMC) und die Deutsche Gesellschaft für Case und Care-Management (DGCC) hatten gemeinsam eingeladen.

Seit vielen Jahren gibt es Modellprojekte mit Lotsen für unterschiedlichste Erkrankungen wie Schlaganfall, Depression, Diabetes oder Krebs. In 45 Lotsenprojekten in ganz Deutschland erhielten bereits 75.000 Patientinnen und Patienten Hilfe. Der Nutzen und die Wirkung von Patientenlotsen wird kaum noch bestritten. Doch wie so häufig mangelt es an der Umsetzung.

"Patientenlotsen sind reif für die Regelversorgung"

Das soll sich nun ändern. „Patientenlotsen sind reif für die Regelversorgung“ titelten die Veranstalter. Mit ihrer Initiative, erstmals Lotsenprojekte aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung zusammenzubringen, schafften sie einen weiteren, wichtigen Schritt. „Ich hoffe, dass uns das in der Politik deutlich voranbringt“, kommentierte die grüne Gesundheitspolitikerin Linda Heitmann. „Durch den Koalitionsvertrag sind wir ja bereits einen wesentlichen Schritt weiter“.

Linda Heitmann, MdB und Mitglied des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags

Die Regierungskoalition hat sich das Ziel gesetzt, Patientenlotsen in die Regelversorgung zu überführen. Doch wie genau das aussehen kann, weiß derzeit noch niemand. „Wir müssen der Politik etwas vorgeben“, lautete das Fazit von Joachim Sproß (DGM). Das sieht Malte Behmer (BMC) ähnlich. Er möchte die Ergebnisse der vielen Lotsenprojekte zusammenführen. „Gemeinsam sind wir stärker!“

Lotsenprojekte konnten nachweisen, dass sie Lebenszufriedenheit deutlich verbessern

„Menschen mit komplexen Versorgungsbedarf haben einen Anspruch auf Wegleitung“, sagt Prof. Dr. Peter Löcherbach (DGCC). „Das brauchen wir im Gesetz!“ Und für Dr. Michael Brinkmeier, Vorstand der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, steht fest: „Die Akzeptanz der Betroffenen ist immens.“ Alle Lotsenprojekte konnten nachweisen, dass sie die Lebenszufriedenheit der Patientinnen und Patienten deutlich verbessern. „Sie nehmen den Patienten und Angehörigen den Stress“, urteilt Psychiater Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, Initiator eines Demenzlotsen-Projekts.

Wie geht es nun weiter? Die Teilnehmenden am 1. Tag der Patientenlotsen votierten unisono dafür, die Veranstaltung zu wiederholen. Der BMC arbeitet daran, unterschiedliche Erfahrungen aus Lotsenprojekten zusammenzuführen. Und die Deutsche Schlaganfall-Hilfe schickt sich an, in einem neuen Projekt (LEX LOTSEN) verschiedene Organisationsmodelle für Patientenlotsen zu erproben. All diese Erfahrungen sollen der Politik in Berlin Entscheidungshilfen für ein „Lotsengesetz“ liefern. Es scheint, als nehme die „Lotsenbewegung“ gerade richtig Fahrt auf.