Lotsen im Koalitionsvertrag

Lotsen im Koalitionsvertrag

Im Koalitionsvertrag ist es vor allem ein kleiner Absatz, der große Hoffnung macht: Die neue Bundesregierung hat sich dazu bekannt, Patientenlotsen wie die Schlaganfall-Lotsen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in die Regelversorgung zu überführen – ein Durchbruch in der Verbesserung der Nachsorge, nicht nur für Schlaganfall-Patienten.

Viele Patienten sind überfordert

Bereits zu Beginn der 2000er-Jahre erarbeitete die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein Modell, wie man durch den Einsatz von Schlaganfall-Lotsen die Nachsorge von Patientinnen und Patienten verbessern kann. Die Akutversorgung war bereits auf einem hohen Niveau, die Rehabilitation zog nach, doch mit der Entlassung waren die Patienten auf sich selbst angewiesen. Für viele war und ist das eine Überforderung, gerade nach einer komplexen Erkrankung wie dem Schlaganfall.

Krankenkassen finanzieren bereits

Kleinere Projekte kamen an den Start, die Idee verbreitete sich, auch Lotsen-Modelle für andere Erkrankungen entstanden. 2017 schließlich startete die Schlaganfall-Hilfe gemeinsam mit Krankenkassen und Kliniken ein großes Modellprojekt des Bundes mit 17 Schlaganfall-Lotsen in Ostwestfalen-Lippe (STROKE OWL). Mehr als 1.600 Patientinnen und Patienten profitierten davon. Die wissenschaftliche Auswertung ist noch nicht abgeschlossen, doch alle Beteiligten zeigen sich hochzufrieden mit dem Verlauf. In der Modellregion werden die Lotsen bereits durch die Kassen weiterfinanziert.

Ein Durchbruch in der Nachsorge

Nun sorgt ein kleiner Passus im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung für große Freude in der Deutschen Schlaganfall-Hilfe und bei allen, die sich in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Stiftung für ähnliche Modelle stark gemacht haben. Die neue Regierung will in den kommenden vier Jahren einen geregelten Weg finden, damit erfolgreiche Förderprojekte wie die der Patientenlotsen in die Regelversorgung überführt werden. „Das ist aus unserer Sicht ein Durchbruch“, kommentiert Dr. Michael Brinkmeier (Bild), Vorstandsvorsitzender der Schlaganfall-Hilfe. „Unsere Beharrlichkeit über viele Jahre hinweg und der beherzte Einsatz unserer Lotsen scheint sich nun auszuzahlen.“

Jetzt beginnt der politische Diskurs

Bis es so weit ist, dass Schlaganfall- und andere Patienten mit komplexen Erkrankungen sich im Krankenhaus für die Begleitung durch einen Lotsen entscheiden können, wird noch etwas Zeit vergehen. Denn jetzt beginnt der politische Diskurs darüber, wie der Einsatz von Lotsen finanziert werden soll. Eine Finanzierung allein über Krankenkassen griffe zu kurz, weil auch verschiedene Sozialleistungen und die Rente davon berührt sind. Die Aufgabe der kommenden vier Jahr wird sein, den Anspruch auf Begleitung durch einen Patientenlotsen in die entsprechenden Sozialgesetzbücher zu bringen. Ein Anfang ist gemacht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Mitte) und sein Ministerium werden sich – neben der Pandemie – auch mit der Einführung von Patientenlotsen beschäftigen. Daran beteiligt sein werden wohl auch die Ministerien von Hubertus Heil (Arbeit und Soziales) und Anne Spiegel (Familie, Senioren, Frauen und Jugend).