Auf dem Dreirad durch Deutschland

Auf dem Dreirad durch Deutschland

Vor vier Jahren erlitt Enrico Wenzel aus Kamenz einen Schlaganfall. Jetzt fährt er mit dem Rad durch Deutschland und macht auf den Schlaganfall bei jungen Menschen aufmerksam. Auf seiner Tour besuchte er auch die Schlaganfall-Hilfe, für die er Spenden sammelt.

Viel hartes Training

Er wird den Rest seines Lebens auf dem Rollstuhl angewiesen sein – das hatten medinisches und therapeutisches Fachpersonal Enrico Wenzel nach seinem Schlaganfall prophezeit. Trotzdem: Aufgeben kam für ihn nicht infrage. „Ich war Mitte 30, leidenschaftlicher Schwimmer und Fußballer und sollte nie wieder gehen können?! Das konnte ich mir nicht vorstellen“, erzählt er. Nach viel hartem Training läuft er wieder – langsam und am Stock, aber es klappt.

Das Dreirad stärkt den Rücken und schult das Gleichgewicht

Inzwischen ist er Experte für seine eigene Erkrankung geworden, hat sich intensiv mit verschiedenen Therapiemethoden beschäftigt und weiß, welche Übungen ihm helfen. Und er hat ein neues Hobby für sich entdeckt: Radfahren. „Ich habe mich bewusst nicht für ein Liegerad entschieden, sondern für ein Dreirad, bei dem ich aufrecht sitzen muss. Das stärkt den Rücken sowie die Bauchmuskeln und schult das Gleichgewicht“, erklärt Enrico Wenzel.

Mit dem Fahrrad durch Deutschland

Den Plan, mit dem Rad durch Deutschland zu fahren, um auf den Schlaganfall bei jungen Menschen aufmerksam zu machen, hatte der 40-Jährige schon länger – doch dann kam Corona. Seinen ersten Startversuch im Mai musste er wegen der strengen Hygiene-Auflagen nach wenigen Tagen abbrechen. Anfang August startete er erneut. Von seinem Heimatort Kamenz in Sachsen machte er sich zuerst auf den Weg nach Gütersloh, wo er die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe besuchte. Bereits im Vorfeld hatte er insgesamt mehr als 7.000 Euro Spenden bei Unternehmen für die Arbeit der Stiftung eingeworben: „Es ist wichtig, dass die Betroffenen eine Anlaufstelle haben, deswegen unterstütze ich die Stiftung gerne.“ Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Brinkmeier zeigte sich beeindruckt von Wenzels Engagement.
 

Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, begrüßt Enrico Wenzel in Gütersloh.

Nach Gütersloh soll es unter anderem weiter gehen nach Dortmund und Würzburg zu anderen jungen Schlaganfall-Betroffenen, die er über eine Selbsthilfegruppe im Internet kennengelernt hat. Die meisten Nächte verbringt er im Zelt. „Durch den Schlaganfall kann ich meinen linken Arm nicht bewegen. Es war nicht einfach ein Zelt zu finden, dass sich mit einer Hand auf- und abbauen lässt.“ Auch das Dreirad-Fahren musste er lange trainieren, denn unter anderem die Lenkung reagiert anders als bei einem normalen Fahrrad. Monatelang fuhr er immer nur 500 Meter vor seinem Haus rauf und runter, ehe er zur ersten größeren Tour startete. Jetzt sind es meist 50, 60 Kilometer pro Tag.

"Ich möchte allen Mut machen"

„Ich habe viel hinter mir. Herzinfarkte, Knochenbrüche, einen sehr schweren Arbeitsunfall und den Schlaganfall. Mit meiner Tour möchte ich allen Mut machen, die Ähnliches erlebt haben“, sagt er. Als Leistungssportler ist er es gewohnt, sich große Ziele zu setzen. Sein Traum: 2026 den Marathon in New York laufen.