Arbeit ist das halbe Leben

Wenn der Schlaganfall jüngere Menschen trifft, stellt sich die Frage, wie es beruflich weitergehen kann. Dabei helfen neurologische Rehabilitationskliniken mit einer Abteilung für medizinisch-berufliche Rehabilitation.

In der medizinisch-beruflichen Rehabilitation werden Anforderungsprofile eines Arbeitsplatzes möglichst realistisch simuliert.

Schrauben über Kopf lösen, Holzmodelle bauen, Kanister stapeln, einen Motor zerlegen oder eine Excel-Tabelle anlegen – Julia Heise und ihr Team finden für alle ihre Rehabilitanden eine passende Aufgabe. Die Psychologin ist Berufstrainerin im Neurologischen Rehabilitationszentrum Magdeburg. Eine treffende Beschreibung für das, was sie und ihr Team tun. Ihr Team, das sind Therapeuten, aber auch Fachleute mit kaufmännischem oder handwerklichem Hintergrund. In der medizinisch-beruflichen Rehabilitation (MbR) kommt es darauf an, Anforderungsprofile eines Arbeitsplatzes zu kennen und möglichst realistisch zu simulieren. Da ist es hilfreich, selbst in einem verwandten Arbeitsfeld tätig gewesen zu sein.

Es gibt nicht viele neurologische Kliniken mit einer MbR in Deutschland. Deshalb ist der Einzugsbereich des NRZ Magdeburg vergleichsweise groß. Sechs Wochen dauert die Maßnahme in der Regel. Den Patientinnen und Patienten bleibt Zeit, sich an die Anforderungen zu gewöhnen. Meist beginnen sie mit je einer Stunde am Vormittag und am Nachmittag. Mit zunehmender Zeit simulieren die Berufstrainer aber immer mehr alltägliche Belastungen. „An den Büroarbeitsplätzen schalten wir schon mal bewusst das Radio ein“, sagt Heise. „Das stört die Konzentration, aber simuliert die Realität. Im Alltag kann man sich auch nicht immer nur auf eine Sache konzentrieren.“

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine MbR?

Julia Heise rät davon ab, sie direkt im Anschluss an die Akutklinik durchzuführen. Etwa sechs Monate nach dem Schlaganfall habe sich als guter Zeitpunkt erwiesen. Ins NRZ Magdeburg kommen auch Betroffene, bei denen der Schlaganfall vier Jahre zurückliegt. Die Rentenversicherung hat ihnen die Maßnahme bewilligt, um zu überprüfen, ob es noch eine berufliche Perspektive geben kann.

 

Wenn Julia Heise und ihr Team Rehabilitanden begutachten, kommen anerkannte Methoden zum Einsatz, die möglichst objektiv deren Fähigkeiten und Potenziale messen. Bei guten Perspektiven, und die sind nicht selten, beantragt die Klinik ein weiteres Arbeitstraining, das sechs bis zwölf Wochen dauert. Die Erfolgsquote der Maßnahmen kann sich sehen lassen. Im Jahr 2021 konnte das NRZ 73 Prozent der Patientinnen und Patienten in der MbR wieder in einen Beruf bringen.

Und was, wenn die Defizite doch zu groß sind?

"Da muss man sehr einfühlsam vorgehen", sagt Heise. "Wir führen viele Gespräche. Häufig ist es so, dass die Patienten ihre Schwächen schon selbst erkennen." Manchmal bleibt nur der Weg in eine Werkstatt für behinderte Menschen. Auch das sei für viele okay, weil die Werkstatt eine Aufgabe und eine feste Tagesstruktur biete.

Einen Überblick über die Rehakliniken mit MbR finden Sie im Internet.

www.mbreha.de