Guter Rat ist wichtig

Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein. Meist übernehmen die Partner oder nahe Angehörige die Betreuung. Es ist auch für sie ein harter Einschnitt.

80 Prozent der Pflegebedürftigen werden von Angehörigen versorgt

Etwa 4,9 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Aktuell gibt es 15.400 Pflegeheime und 14.700 ambulante Pflegedienste. In manchen Regionen ist es bereits schwierig, einen Pflegedienst oder Heimplatz zu finden. Der Pflegenotstand ist allgegenwärtig. Doch auch vorher schon übernahmen Familien einen Großteil der Pflege. Aktuell werden etwa 80 Prozent der Pflegebedürftigen von Angehörigen versorgt, zum Großteil ohne Unterstützung durch Pflegedienste.

Der Schlaganfall ist der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 60 Prozent der Betroffenen sind längerfristig oder dauerhaft auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Oft ist es die Partnerin oder der Partner, die zunächst die häusliche Pflege übernehmen. Das ist für beide Beteiligten eine Herausforderung. Sie beginnt bereits in der Klinik, wenn Vorbereitungen für die Entlassung getroffen werden müssen und die Zeit drängt.

Man sollte sich Zeit nehmen

Angehörige von Schlaganfall-Betroffenen kommen plötzlich und unerwartet in die Situation, die Betreuung zu übernehmen. Anders als vielen anderen bleibt ihnen kaum Zeit, sich auf die Situation einzustellen. Keine guten Voraussetzungen für den Start in eine neue Lebensphase. „Es klingt paradox, aber auch wenn die Zeit drängt, ist der größte Fehler, sich keine Zeit zu nehmen“, rät Christiane Grote von der Verbraucherzentrale NRW.

Nehmen Sie Beratungsangebote in Anspruch

Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen stehen mittlerweile zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung. Doch ein Anspruch auf eine Leistung garantiert noch nicht ihren Erhalt. Die meisten Ansprüche müssen Berechtigte geltend machen, deshalb ist eine gute Beratung das A und O. „Doch wir sehen leider, dass viele Menschen bestehende Beratungsangebote nicht in Anspruch nehmen“, sagt Christiane Grote.

Das mag auch damit zu tun haben, dass die zahlreichen Beratungsmöglichkeiten nur schwer überschaubar sind. In jedem Bundesland sind sie anders organisiert, Betroffene und Angehörige müssen sich zunächst informieren, an wen sie sich vor Ort wenden können. Weiterhelfen kann in der Regel der Sozialdienst oder die Pflegeüberleitung in der Akut- oder Rehaklinik.

Eine große Herausforderung für Angehörige: Sie tragen nicht nur psychische und körperliche Last. Oft fühlen sie sich damit auch allein gelassen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die Betroffenen und ihr schweres Schicksal. Dass sich auch das Leben der Angehörigen radikal verändert hat, wird wenig wahrgenommen. Unser Titelthema soll Angehörigen eine erste Orientierungshilfe geben.