Gehen ist ein komplexer Vorgang

Gehen ist ein komplexer Vorgang

Die Halbseitenlähmung ist eine der häufigsten Folgen des Schlaganfalls. Sind Bein und Fuß davon betroffen, müssen Patienten in die Gangrehabilitation. Das geschieht in der Regel in der Physiotherapie.

Teilhabe am sozialen Leben

Gehen bedeutet Mobilität, und Mobilität ist Voraussetzung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deshalb ist die Gangrehabilitation von zentraler Bedeutung. Gehen ist aber auch ein hochkomplexer Vorgang. Bewusst wird Menschen das erst, wenn die durch Millionen von Schritten gelernten Abläufe nicht mehr automatisch funktionieren – wie nach einem Schlaganfall. Physiotherapeutinnen und -therapeuten üben dann die Bewegungsabläufe mit ihren Patientinnen und Patienten neu ein.

Robotik kann helfen

Schwer Betroffene müssen zunächst grundlegend wieder gehfähig werden. Viele Rehakliniken haben sich dafür mit Gangrobotern ausgestattet. Gerade in der ersten Phase zeigt das Training in ihnen große Effekte. Patienten machen durch die maschinelle Bewegung ein Vielfaches an Schritten als beim Training mit einem Therapeuten und lernen deshalb schneller. Ist die Gehfähigkeit grundsätzlich wiederhergestellt, sollten die nächsten Schritte in der Regel auf dem Laufband erfolgen, um langsam die Gehgeschwindigkeit zu steigern. Das ist im Alltag alles andere als trivial. Wer beispielsweise in Berlin lebt, sollte eine Geschwindigkeit von 0,9 Metern pro Sekunde erreichen, um bei Grün eine Straße zu überqueren.

Therapeuten begleiten

Die nächsten Ziele sind die Verlängerung der Gehstrecke ("Kondition") und die Verbesserung der Balance. Viele Rehakliniken verfügen über ein Ganglabor. Dort können Patientinnen und Patienten unter therapeutischer Begleitung das Gehen auf unterschiedlichen Untergründen, auf Schrägen, Treppen oder über Stolperkanten üben. Dabei geht es auch darum, dass die Gangsicherheit zurückkommt. Erfahrungen zeigen, dass unsichere Betroffene das Gehen aus Angst vor einem Sturz zunehmend vermeiden und sich deshalb mehr und mehr sozial isolieren.

Gangsicherheit zurückgewinnen

Die Sturzgefahr resultiert oft aus der sogenannten Fußheberschwäche. Schwingt das Bein nach vorn, heben wir automatisch die Fußspitze. Andernfalls würde der gesenkte Fuß über den Boden schleifen und uns zum Stolpern bringen. Dieser Impuls ist bei Schlaganfall-Betroffenen häufig gestört. Kommt er nicht zurück, können klassische Orthesen helfen, die den Fuß dauerhaft anheben, oder die sogenannte funktionelle Elektrostimulation (FES). Dabei erhält der Muskel einen elektrischen Impuls, um den Fuß bei jedem Schritt zu heben. Diese deutlich teurere Versorgung ist nicht für alle Betroffenen geeignet, kann aber viel bewirken. Schwierig ist oft die Bewilligung durch die Krankenkasse. Erfahrene Physiotherapeutinnen, Fachleute aus dem Sanitätshaus oder Neurologen können beraten und bei der Antragstellung unterstützen.