Diplom-Psychologe Thomas Hupp leitet das Aphasiker-Zentrum Unterfranken in Würzburg.

Aphasie-Zentren: Verständnis und Beratung

Aphasie kann wehtun. Bei vielen Betroffenen löst sie unerträglichen Seelenschmerz aus. In Aphasie-Zentren finden sie und ihre Angehörigen Hilfsangebote.

Logopädische Therapie will Aphasie-Patienten den Weg aus der Sprachlosigkeit ermöglichen. Doch das gelingt nicht immer. Wenn geregelte Kommunikation nicht mehr möglich ist, ziehen sich Freunde und Bekannte oft zurück. Ehefrauen erleben den vormals starken Mann hilflos. „Manche Frauen sagen: Ich habe plötzlich ein Kind mehr!“, berichtet Thomas Hupp. Der Diplom-Psychologe leitet das Zentrum für Aphasie und Schlaganfall Unterfranken gGmbH seit 2001.

In Würzburg eröffnete es 1989 als erstes Zentrum dieser Art. Das Aphasiker-Zentrum Unterfranken war und ist für viele Betroffene eine Begegnungsstätte, eine „zweite Heimat“. Der Freistaat Bayern und der Regierungsbezirk Unterfranken tragen durch ihre Finanzierung dazu bei, dass auch psychosoziale Beratung ein wesentlicher Bestandteil der Angebote sein kann.

Problemlagen ähneln sich, und doch sind alle Fälle individuell.

Thomas Hupp hat schon viele Geschichten gehört, die ihn sehr berührt haben. Problemlagen ähneln sich, und doch sind alle Fälle individuell. „Manche Patienten kommen ein-, zweimal zu uns, andere betreuen wir auch über ein bis zwei Jahre“, berichtet der Psychologe. Hupp therapiert nicht, er berät. Ziel ist es, den Betroffenen und ihren Angehörigen Wege aufzuzeigen, mit der veränderten Situation zu leben. Darüber hinaus sind es oft sozialrechtliche Fragen, mit denen die Betroffenen kommen. Auch hier hilft das Zentrum, beispielsweise bei Anträgen an die Krankenkasse.

Aus der Selbsthilfebewegung entstanden

Aphasiker-Zentren sind aus der Selbsthilfebewegung entstanden, ihre Angebote sind eng damit verwoben. Viele Betroffene engagieren sich in dem Zentrum. Die „Frühstücksgruppe“ will eine niedrigschwellige Brücke bauen und Ratsuchenden den Weg in eine Selbsthilfegruppe erleichtern. Dort erhalten sie nicht nur gute Ratschläge, sondern auch das, was sie in ihrem neuen Alltag so oft vermissen: Verständnis. 

Eine Aphasie ist auch ein tiefer Einschnitt in Beziehungen und Familienkonstellationen. Für Thomas Hupp und seine Kollegen sind daher die Angehörigen eine wichtige Zielgruppe. Viele Beratungsgespräche sind Paargespräche oder gar Familiensitzungen. „Ich erlebe oft Angehörige, die sich hilflos fühlen“, so Hupp. „Sie wollen helfen, sind aber mit der Situation komplett überfordert. Da ist vor allem wichtig, ihnen den inneren Druck zu nehmen.“ und die große Erfahrung des Teams.

Das Aphasiker-Zentrum Unterfranken ist bundesweit ein Leuchtturm, bezogen auf die personelle und fachliche Ausstattung, die Angebote und die große Erfahrung des Teams.

Aber auch andernorts gibt es vergleichbare Angebote. Die Kontaktaufnahme zu regionalen Zentren oder Selbsthilfegruppen lohnt sich.