Über das Projekt
Im Projekt STROKE OWL wurden mehr als 1.600 Patientinnen und Patienten durch professionelle Schlaganfall-Lotsen begleitet. Das ist ein großer Erfolg für die Schlaganfall-Nachsorge. Die Konsortialpartner des Projektes waren die Universität Bielefeld, die Techniker Krankenkasse, die IKK classic und OFFIS Institut für Informatik Oldenburg. Gefördert wurde das groß angelegte Projekt mit rund sieben Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses.
Von 2017 bis 2021 wurden insgesamt 17 professionelle Schlaganfall-Lotsen weitergebildet. Sie waren an sechs Kliniken in Ostwestfalen-Lippe im Einsatz.
Der Einsatz von Schlaganfall-Lotsen konnte somit erfolgreich in die Fläche gebracht werden. Die Betroffenen nahmen ihn positiv an.
Das Projekt hat erstmalig gezeigt, dass Schlaganfall-Lotsen wirken!
Nach Ende der offiziellen Projektphase haben die Krankenkassen die Schlaganfall-Lotsen weiter unterstützt. Durch spezielle Verträge mit den Krankenhäusern konnten die Lotsen weiterhin Betroffene begleiten.
Warum ist das Thema so relevant?
Ein Schlaganfall verändert das Leben der Betroffenen von einer Sekunde auf die andere. Die Auswirkungen können vielfältig sein: Eine halbseitige Lähmung, Sprachschwierigkeiten, aber auch Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme gehören zu den häufigsten Folgen.
Die Akut-Versorgung von Schlaganfällen funktioniert in Deutschland hervorragend. Doch die Situation nach dem Klinikaufenthalt überfordert häufig die Betroffenen und deren Angehörige.
Schlaganfall-Lotsen sind für Betroffene und Angehörige da
Schlaganfall-Lotsen sind professionelle "Kümmerer".

Sie arbeiten nach der Methode des Case- und Care-Managements. Lotsen koordinieren die Versorgung direkt ab der Stroke Unit bis ein Jahr nach dem Schlaganfall. Dazu nehmen sie regelmäßig Kontakt zu den Betroffenen auf.
Lotsen beraten Betroffene und Angehörige zu Risikofaktoren und unterstützen bei der Kommunikation mit ärztlichem Fachpersonal und Krankenkassen. Gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen arbeiten die Lotsen an den individuellen Zielen der Betroffenen. Sie koordinieren und vermitteln alle notwendigen Versorgungs- und Beratungsangebote mit und für Betroffene.
Mehr zum genauen Vorgehen und zur Qualifikation der Lotsen finden Sie hier: Wie arbeiten Schlaganfall-Lotsen?
Es besteht weiterer Forschungsbedarf
Das Projekt STROKE OWL wurde inzwischen umfangreich durch die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld evaluiert. Dabei gab es gemischte Ergebnisse:
- Die Teilnehmenden wurden für ein Jahr in das Schlaganfall-Lotsenprogramm aufgenommen und während dieser Zeit eng begleitet. Bei den beiden primären Endpunkten der Studie, nämlich der Rate erneuter Schlaganfälle (Rezidivrate) und der Sterblichkeit (Mortalität), konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
- Es zeigte sich jedoch eine positive Tendenz zur Verhinderung weiterer Schlaganfälle nach einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA), einer leichten Form des Schlaganfalls. Darüber hinaus ließen sich signifikant positive Effekte auf die leitliniengerechte medikamentöse Behandlung beobachten. Diese ist ein wesentlicher Faktor zur langfristigen Vermeidung weiterer Schlaganfälle.
- Auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Teilnehmenden verbesserte sich deutlich. Nach einem Jahr erreichte sie wieder das Niveau eines durchschnittlichen Erwachsenen. Damit gibt es einige positive Anhaltspunkte, die weiterverfolgt werden sollten.
Der relativ kurze Beobachtungszeitraum und der Vergleich mit GKV-Routinedaten beschränken jedoch die Aussagekraft der Ergebnisse, so dass weiterer Forschungsbedarf besteht.
Ergebnisse zum Projekt
- vollständiger Ergebnisbericht auf der Seite vom G-BA Innovationsfonds
- eine Publikation der Evaluationsergebnisse finden Sie im zefq-journal.com
- eine gesundheitsökonomische Analyse finden Sie unter mdpi.com

Es geht weiter: Patientenlotsen in die Regelversorgung überführen
Neben STROKE OWL gibt es zahlreiche weitere Lotsen-Projekte, die durch den Innovationsfonds gefördert wurden und den Einsatz von Lotsen bei anderen Erkrankungen erforschten. Trotz teils sehr positiver Ergebnisse und Empfehlungen seitens des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wurden diese Projekte bislang nicht in der Regelversorgung verankert. Das hat strukturelle Gründe.
Aus diesem Grund nutzt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die vielfältigen Erkenntnisse der Patientenlotsen-Projekte und hat ein weiteres Projekt ins Leben gerufen: Das Projekt LEX LOTSEN OWL erprobt, wie Patientenlotsen in der Regelversorgung regional verankert werden können.
Weitere Information zu LEX LOTSEN OWL finden Sie hier: www.lex-lotsen-owl.de

Kontakt zu Dr. Georg Galle
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