Kleine Wölkchen im Kopf

Ihre Diagnose erhielt Andrea Ott eher zufällig: Moyamoya. Eine Erkrankung, die das Schlaganfall-Risiko erheblich steigert. Die Krankheit hat das Leben der 40-Jährigen verändert.

Die stummen Schlaganfälle

Egal, was sie versuchte, sie wurde die Kopfschmerzen einfach nicht mehr los. Eineinhalb Jahre lebte Andrea Ott mit den Schmerzen, bis sie sich genauer untersuchen ließ: Die CT- und MRT-Bilder ließen keinen Zweifel aufkommen. Die Ärzte fanden Vernarbungen in ihrem Gehirn. Andrea hatte mehrere Schlaganfälle gehabt, ohne es zu merken – sogenannte stumme Schlaganfälle.

„Ich bekam mit, wie die Radiologin zu ihrem Kollegen ‚Moyamoya‘ sagte, und fand das Wort niedlich. Aber ich konnte es zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht zuordnen“, erinnert sich die 40-Jährige. Am nächsten Tag erfuhr sie, dass hinter dem niedlichen Wort eine ernsthafte Erkrankung steckt: Moyamoya heißt auf Japanisch „Wölkchen“.

Eine Krankheit mit unspezifischen Anzeichen

Die Krankheit wurde so genannt, weil ein Geflecht kleiner, neu gebildeter Blutgefäße bei der Untersuchung aussieht wie Wolken. Auf der einen Seite verengen sich Hirnarterien oder werden sogar ganz geschlossen, auf der anderen Seite bilden sich neue Gefäße und werden zu „Umgehungskreisläufen“. Die Krankheit hat meist sehr unspezifische Anzeichen wie Kopfschmerzen oder starke Müdigkeit und kann zu Schlaganfällen führen.

Andrea änderte ihren Lebensstil

Fast ein Jahr ist die Diagnose her, seitdem hat sich viel verändert. Ihre Arbeit als Erzieherin in einem Kinderheim musste sie aufgeben. Der Schichtdienst war zu stressig, die Gefahr eines weiteren Schlaganfalls während der Kinderbetreuung zu groß. Außerdem hat sie nach der Diagnose sofort das Rauchen aufgegeben, auch wenn es ihr schwerfiel. Inzwischen hat sie einen Bypass bekommen, die Gefahr in ihrem Kopf ist vorerst gebannt. Trotzdem wird sie für eine anstehende Schilddrüsen-Operation einen Anästhesisten benötigen, der sich mit ihrer Vorerkrankung auskennt.

Glück im Unglück

Andrea Ott weiß, dass sie in vielfacher Hinsicht Glück im Unglück hatte. „Zum einen wohne ich in Essen, wo es eine von nur sehr wenigen Kliniken gibt, die auf Moyamoya spezialisiert sind. Zum anderen habe ich keine Folgen durch die Schlaganfälle. Außerdem habe ich mit der Stadt Essen einen tollen Arbeitgeber, der mir eine Wiedereingliederung auf einer anderen Stelle im Kinderheim ermöglicht.“

Über das Internet und durch das Engagement ihres Neurologen Prof. Krämer am Alfried Krupp Krankenhaus hat Andrea Ott Betroffene aus ganz Deutschland kennengelernt. Bei vielen ihrer neuen Bekannten habe es Jahre gedauert bis zur richtigen Diagnose. „Einige Ärzte führten Kopfschmerzen oder ein ständiges Kribbeln im Arm auf psychische Probleme zurück. Ich bin froh, dass ich so schnell die richtige Diagnose hatte.“