Wir wollten von Beginn an zeigen: Menschen mit erworbenen neuromotorischen Erkrankungen sind wiederherstellbar“, betont Marion Schrimpf. Sie ist Krahls Partnerin und führt mit ihm gemeinsam seit der Eröffnung 2012 das ambulante neurologische Therapiezentrum. Erst kürzlich machten sich die Präsidentin der Schlaganfall-Hilfe Liz Mohn, Kuratoriumsvorsitzende Dr. Brigitte Mohn und die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Sylvia Strothotte bei einem Besuch selbst ein Bild von der modernen ambulanten Neurointensivtherapie.
Nach einem Schlaganfall können sich Nervenzellen neu verknüpfen
Wird das menschliche Gehirn geschädigt, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, ist es in der Lage, seine Nervenzellen neu zu verknüpfen. Betroffene können so verloren gegangene Fähigkeiten zurückerlangen. Voraussetzung ist jedoch ein Training mit einer hohen Anzahl von gleichmäßigen Wiederholungen. Daher hat das Ambulanticum das Konzept der interdisziplinären Intensivtherapie entwickelt: Für mindestens vier Wochen erhalten die Patientinnen und Patienten montags bis freitags jeden Tag mehrere Stunden Therapie.
„Die robotik- und gerätegestützte Therapie ermöglicht die nötige hohe Anzahl an gleichmäßigen Wiederholungen“, erklärt Schrimpf. Als zusätzliche Motivation kommt dabei „Augmented Performance Feedback“ zum Einsatz: Die Koppelung mit Bildschirmspielen weckt den Ehrgeiz der Rehabilitanden. Je nach individuellem Bedarf der Betroffenen wird die robotik-gestützte Therapie durch Sport- und Bewegungstherapie, Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie und Hirnleistungstraining ergänzt. Dabei wird viel Wert auf ein alltagsnahes Training gelegt, das sich an den Zielen der Betroffenen orientiert. Außerdem setzt das Ambulanticum auf eine enge Zusammenarbeit mit Angehörigen und anderen Pflegepersonen. Immer wieder werden sie in die Therapie einbezogen.
Beim ambulanten Konzept können Therapien wohnortnah absolviert werden
In den einzelnen Therapieeinheiten beträgt das Verhältnis von therapeutischer Fachkraft und Patient jeweils eins zu eins, bei einem erhöhten Unterstützungsbedarf auch mal zwei zu eins. Das Therapeutinnen- und Therapeuten-Team bleibt während der gesamten Intensivtherapie gleich. Patientinnen und Patienten, die zum wiederholten Male ins Ambulanticum kommen, erhalten nach Möglichkeit das gleiche Therapie-Team wie bei der vorherigen Intensivtherapie. Ein Therapeut aus dem Behandler-Team übernimmt die „Patenschaft“ für den Patienten beziehungsweise die Patientin. Bei dem Paten laufen alle Informationen zusammen: Beispielsweise passt er bei Bedarf den Therapieplan an oder fungiert als Ansprechperson für Angehörige, Ärztinnen und Ärzte oder das betreuende Sanitätshaus.
Ganz bewusst setzt das Ambulanticum auf ein ambulantes Konzept. „Unser Grundgedanke ist es, dass die Betroffenen ihre Therapien wohnortnah absolvieren. So haben sie weiterhin eine Alltagsstruktur und können in ihrem sozialen Umfeld bleiben“, erläutert Marion Schrimpf. Dennoch sind selbstverständlich auch Patientinnen und Patienten, die weiter entfernt wohnen, im Ambulanticum herzlich willkommen. Das Team des Therapiezentrums gibt Interessierten im Vorgespräch gerne Tipps zu geeigneten Unterkünften, Kurzzeitpflegeplätzen oder Pflegediensten in Herdecke.
Angebote für jede Phase der Erkrankung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder
Das Angebot des Ambulanticum richtet sich sowohl an Erwachsene als auch an Kinder mit neuromotorischen Erkrankungen. Ganz egal, ob die Betroffenen noch starke Beeinträchtigungen haben oder an ihrer Feinmotorik arbeiten möchten. „Wir haben für jede Phase der Erkrankung die passende Ausstattung“, berichtet Schrimpf. Voraussetzung ist lediglich, dass die Patientinnen und Patienten keine akut-medizinische Betreuung mehr benötigen. Ziel des Ambulanticums ist es auch, das Angebot möglichst vielen Betroffenen zugänglich zu machen: Daher besitzt das Therapiezentrum mit einigen gesetzlichen Krankenkassen Rahmenverträge. Interessierte können per E-Mail Kontakt zum Ambulanticum-Team aufnehmen, wenn sie eine individuelle Beratung zur Kostenübernahme wünschen.
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