Zurück aufs Fahrrad

Zurück aufs Fahrrad

Radfahren nach einem Schlaganfall ist für viele Betroffene nicht immer oder nicht uneingeschränkt wieder möglich. Beim Radfahr-Workshop der Schlaganfall-Hilfe lernten acht Teilnehmende jetzt, wie sie trotz Schlaganfall wieder sicher Fahrradfahren können.

Sein Leben lang war Jens Breuckmann begeisterter Radfahrer und Mountainbiker – 10.000 Kilometer und mehr legte er im Jahr zurück, fuhr Radrennen und Mountainbike-Marathons. „Ich habe mich voll reingesteigert“, gesteht der 56-Jährige heute. Dann erlitt der ehemalige Geschäftsführer eines Formenbauers für die Automobilindustrie vor zwei Jahren einen Schlaganfall. Plötzlich war seine linke Körperhälfte gelähmt. „Dem Bein geht es zwar besser, aber der Arm macht immer noch Probleme“, erzählt er. „Normal“ Radfahren? Für ihn nicht mehr möglich.

 

Fahrradfahren verstehen

Mit Betroffenen wie Jens Breuckmann arbeitet der Hamburger Radfahr-Experte Christian Burmeister seit vielen Jahren. Bereits seit Ende der 80er-Jahre gibt er Radfahrkurse, bildet Radfahrlehrerinnen und -lehrer aus und hat schon vielen Schlaganfall-Betroffenen erfolgreich wieder zurück auf den Sattel geholfen. Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß er, dass Lähmungen und Taubheitsgefühle, Gleichgewichtsstörungen oder eine veränderte Wahrnehmung viele Betroffene davon abschreckten, sich nach einem Schlaganfall wieder auf das Fahrrad zu wagen. Doch „das muss nicht sein“, sagt er. Denn: „bei vielen Menschen lässt sich die Sicherheit langsam wieder aufbauen.“

 

In dem dreitägigen Workshop galt es für die acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer deswegen zunächst, sich die Techniken des Fahrradfahrens bewusst zu machen: Was muss ich tun, damit das Fahrrad nicht umkippt? Wie fahre ich eine Kurve? Wann muss ich bremsen, um sanft anzuhalten? „Denn was für geübte Radfahrerinnen und Radfahrer selbstverständlich ist, muss nach einem Schlaganfall erst wieder mühsam erlernt werden“, sagt der Experte.

 

Vom Zweirad aufs Dreirad

Nach einem Schlaganfall ist das Fahren auf einem Zweirad manchmal nicht mehr möglich. Um dennoch die Freude am Radfahren zu erleben, können Schlaganfall-Betroffene auf ein Dreirad umsteigen. Da das Fahren auf drei Rädern jedoch nur wenig mit dem Fahren auf zwei Rädern zu tun hat, sollte auch das Dreiradfahren erlernt werden. Unter Anleitung des erfahrenen Dreirad-Experten Hardy Siebecke konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den drei Workshop-Tagen daher mehr über Dreiräder erfahren.  

 

Schritt für Schritt zurück

Ausgestattet mit dem passenden Rüstzeug hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, das Gelernte in verschiedenen Übungen in die Praxis umzusetzen. Mit Erfolg: „Alle Teilnehmer haben Fortschritte in ihren Möglichkeiten gemacht“, befindet Burmeister. Eine Teilnehmerin saß sogar zum ersten Mal wieder auf einem „normalen“ Fahrrad. Und auch für Jens Breuckmann war der Workshop ein großartiges Erlebnis: „Auf dem Sitzroller zu sitzen, war ein tolles Gefühl – da kamen sofort Erinnerungen ans Fahrradfahren hoch“, erzählt er. Neben den praktischen Übungen bot der Workshop den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Höhepunkt des Workshops war die Abschlusstour an die Elbe und durch die idyllische Landschaft im Hannoverschen Wendland.

 

Positive Rückmeldung

Am Ende der drei Tage waren sich sowohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch das Organisationsteam einig: Der Workshop war ein voller Erfolg und hat sich positiv auf die Teilnehmenden ausgewirkt. „Jede und jeder konnte etwas für sich persönlich mitnehmen“, freut sich Anna Engel, Projektverantwortlich bei der Schlaganfall-Hilfe. Viele Teilnehmende äußerten den Wunsch: Bitte unbedingt wiederholen!

 

Anna Engel, Christian Burmeister und Hardy Siebecke freuten sich über die Erfolge der Teilnehmenden.