Wenn Angst den Alltag beherrscht

Angst ist etwas ganz Normales. Sie warnt uns vor gefährlichen Situationen. Doch Angst kann auch zur Krankheit werden.

Wenn Furcht unverhältnismäßige Dimensionen annimmt und Betroffene sich aus dem sozialen Leben zurückziehen, kann eine Angsterkrankung vorliegen. Unter den Schlaganfall-Betroffenen entwickelt jede vierte bis fünfte Person eine solche Angststörung. Und es trifft keineswegs nur schwer betroffene Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten: „Bemerkenswert ist, dass auch Menschen mit einem leichten Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) an einer Angststörung erkranken können“, weiß Dr. Caroline Kuhn, Leiterin der Neuropsychologischen Lehr- und Forschungsambulanz der Universität des Saarlandes.

Angst hat verschiedene Formen

"Am häufigsten leiden Betroffene unter der Angst vor einem erneuten Schlaganfall", so Dr. Kuhn. Die Form der Angststörung kann sich aber unterscheiden. So entsteht bei einigen Patientinnen und Patienten eine ängstliche Abneigung vor bestimmten Dingen, die sie an die Zeit des Schlaganfalls erinnern, wie Krankenwagen oder Krankenhäuser – ähnlich einer spezifischen Phobie. Andere Betroffene leiden unter Panikattacken mit rasendem Puls, starkem Herzklopfen und Schweißausbrüchen. Bei wieder anderen vermischt sich die Furcht mit Scham, sodass sie öffentliche Orte wie Marktplätze oder Kaufhäuser zunehmend meiden. Einige Patientinnen und Patienten entwickeln noch weitere Ängste, sodass sie nicht mehr zur Ruhe kommen.

Nicht jede Sorge ist krankhaft

Eine Angsterkrankung nach Schlaganfall beginnt in der Regel innerhalb des ersten Jahres nach dem Hirnschlag und äußert sich zunächst durch übermäßige Sorgen um die eigene Gesundheit. Die Betroffenen neigen dazu, alle ihre körperlichen Empfindungen mit dem Schlaganfall in Verbindung zu bringen. Beispielsweise werden harmlose Kopfschmerzen als Vorbote eines weiteren Schlaganfalls gedeutet. Doch nicht alle Betroffenen, die nach ihrem Hirnschlag besorgt um ihre Gesundheit sind, leiden unter einer Angsterkrankung: „Normalerweise zeigen sich diese Ängste als intensive Sorge, die sich jedoch nach und nach verliert“, berichtet Dr. Kuhn.

Holen Sie sich professionelle Hilfe

Vermuten Betroffene jedoch eine Angsterkrankung bei sich, sollten sie sich unbedingt professionelle Hilfe holen. Denn unbehandelt kann die Angststörung den Alltag immer weiter einschränken. Dr. Caroline Kuhn empfiehlt für die Behandlung eine Neuropsychologin oder einen Neuropsychologen, die gleichzeitig auch psychotherapeutisch arbeiten. Alternativ können auch psychologische Psychotherapeuten und Psychiaterinnen weiterhelfen.