Schlaganfall durch Sepsis

Schlaganfall durch Sepsis

Ein ischämischer Schlaganfall - ein Gefäßverschluss im Gehirn - wird häufig durch Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verursacht. Doch es gibt noch weitere, seltenere Ursachen für diese Form des Schlaganfalls. Auch die, umgangssprachlich als Blutvergiftung bezeichnete, Sepsis gehört dazu, wie die dramatische Geschichte von Heinz zeigt.

Alles beginnt mit typischen Erkältungssymptomen wie Halsschmerzen, Müdigkeit und Fieber. Im Laufe des Abends kommen noch Anzeichen einer Magen-Darm-Erkrankung dazu. War Heinz nachmittags noch fit und aktiv, kann er jetzt kaum noch allein laufen. Am nächsten Morgen dann der Schock: Arm und Bein auf der linken Seite wollen nicht richtig funktionieren, er wirkt verwirrt. Kann das ein Schlaganfall sein? Doch der 70-Jährige leidet unter keinem der typischen Risikofaktoren, ist stets aktiv und sehr fit für sein Alter. Trotz aller Zweifel ruft seine Familie einen Rettungswagen.

 

Schockierende Diagnose

Mit Schlaganfall-Symptomen wird Heinz ins Krankenhaus eingeliefert. Was nun folgt, gleicht einer wahren Klinik-Odyssee. Zunächst kommt Heinz in die Notaufnahme einer Klinik mit Stroke Unit, einer speziellen Schlaganfall-Station. Hier bestätigt sich der Verdacht: Es ist ein Schlaganfall. Auslöser ist eine leichte Verengung der Halsschlagader in Kombination mit einer Sepsis. Entstanden ist die Blutvergiftung, eine lebensbedrohliche und häufig tödlich verlaufende Erkrankung, durch einen Abszess im Hals (in diesem Fall nachweislich ausgelöst durch einen Scharlach-Erreger). Plötzlich stehen der Schlaganfall und seine Behandlung nicht mehr an erster Stelle, viel dringender ist nun die Behandlung der Sepsis. Und hier beginnt das Problem: Das Krankenhaus, in dem sich Heinz befindet, hat keine Hals-Nasen-Ohren-Abteilung (HNO), die für die Entfernung des Abszesses nötig ist.

 

Behandelnde Klinik dringend gesucht

Auf der Suche nach einem Krankenhaus, das den Eingriff durchführen kann, telefoniert die behandelnde Neurologin in der Notaufnahme stundenlang – ohne Erfolg. Heinz hat Nierenversagen und kämpft ums Überleben. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Eine Verlegung mit dem Rettungshubschrauber in eine weiter entfernte Klinik ist nun nicht mehr möglich. Heinz braucht jetzt dringend ein Krankenhaus in der Nähe, in das er per Krankenwagen verlegt werden kann. Zum Glück nimmt ihn schließlich doch eine Klinik in der nahegelegenen Großstadt auf. Hier wird er noch in der Nacht notoperiert.

 

Der Faktor Zeit

Um 2:30 Uhr folgt dann endlich die erlösende Nachricht für Heinz Angehörige: Die Operation ist gut verlaufen. Doch noch ist er nicht über den Berg. Denn erst nach dem Aufwachen können die Ärztinnen und Ärzte feststellen, wie Heinz die Operation überstanden hat. Außerdem muss der Schlaganfall noch behandelt werden. Das war während der Rachen-Operation, aufgrund des Risikos zu verbluten, nicht möglich. Doch der Zeitraum, in dem das Blutgerinnsel im Gehirn mittels eines Medikaments aufgelöst werden kann (Lyse-Therapie), ist längst verstrichen. Damit ist eine Behandlung des Schlaganfalls nicht so möglich, wie es die fachlichen Empfehlungen vorsehen.

 

Die Suche geht weiter

Außerdem gibt es ein weiteres Problem: Das Krankenhaus, in dem sich Heinz nun befindet, hat keine Stroke Unit. Gleich am nächsten Morgen bemüht sich die Klinik, schnell einen Platz für ihn in einem Krankenhaus mit Schlaganfall-Station zu finden. Umso schockierter ist seine Familie als sie mittags einen Anruf erhält: Heinz konnte noch immer nicht verlegt werden – es gibt keine freien Betten. Erst im Laufe des Tages kann ihn ein Krankenhaus mit Schlaganfall-Spezialisierung aufnehmen.

Endlich Fortschritte

Hier wird Heinz nun endlich auch von Schlaganfall-Expertinnen und -Experten betreut. Er erhält Logopädie, Ergo- und Physiotherapie. Medikamentöse Blutverdünner gewährleisten den Blutfluss in seinem Körper und verhindern weitere Blutgerinnsel. Nach zwei Wochen und einigen Fortschritten im Genesungsprozess darf er endlich nach Hause und kann kurz darauf eine Reha beginnen. Und hier geht es weiter bergauf: Benötigt er bei Ankunft in der Reha noch die Unterstützung eines Rollators, kann er am Ende wieder selbstständig laufen.

 

Insgesamt hat Heinz großes Glück gehabt, zwei so gefährliche Erkrankungen verhältnismäßig glimpflich überstanden zu haben: Wäre er nicht aufgrund seiner Schlaganfall-Symptome ins Krankenhaus eingeliefert worden, wäre seine lebensgefährliche Sepsis vermutlich nicht schnell genug erkannt worden.   

 

Die Tochter von Heinz hat die Geschehnisse in einem ausführlichen Erfahrungsbericht (PDF) niedergeschrieben, den Sie hier nachlesen können.

 

Weitere Informationen zum Thema Sepsis erhalten Sie auf den Webseite der Sepsis Stiftung oder der Kampagne "Deutschland erkennt Sepsis"

Über den Zusammenhang von Schlaganfall und Sepsis informieren wir auf der Seite "Schlaganfall-Ursachen" und in unserem Faktenblatt "Sepsis und Schlaganfall" (PDF).