Mit Hund in die Reha
© Dr. Becker Klinikgesellschaft Nümbrecht

Mit Hund in die Reha

Nümbrecht liegt im Oberbergischen Land, rund 60 Kilometer östlich von Köln. Hier absolvieren viele Schlaganfall-Betroffene ihre neurologische Rehabilitation in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik.

Der Kurpark wird gerne für Trainingseinheiten genutzt

Die Klinik liegt auf einer Anhöhe direkt am Kurpark von Nümbrecht. Den nutzen die Therapeutinnen und Therapeuten gerne für Trainingseinheiten, üben dort zum Beispiel das Gehen auf unterschiedlichen Böden. Die Rhein-Sieg-Klinik führt eine Neurologie und eine Orthopädie. Eine gute Kombination für Schlaganfall-Betroffene, die auch orthopädische Beschwerden haben oder wegen einer Arthrose schlecht zu mobilisieren sind. Ärztinnen und Ärzte beider Disziplinen beraten sich gegenseitig. Die Neurologie verfügt über 150 Betten. Rund 50 Prozent der Patientinnen und Patienten sind Schlaganfall-Betroffene.

Diagnostisch verfügt die Klinik über vielfältige Möglichkeiten.

Diagnostisch sehr gut aufgestellt

Die neurologische Reha verfügt über eine umfangreiche technische Ausstattung. Ungewöhnlich für eine Rehaklinik: Ein moderner Computertomograf erlaubt während der Reha Verlaufskontrollen. Zum Ärzteteam gehören auch drei Internisten, sodass neben dem neurologischen Know-how auch die internistische Diagnostik (EKG, Ultraschall, Röntgen, Lungenfunktion) sichergestellt ist. Das hilft bei der Suche nach Schlaganfall-Ursachen, der Behandlung von Nebendiagnosen und der Einstellung der Sekundärprävention. „Diagnostisch sind wir sehr gut aufgestellt“, freut sich Chefarzt Dr. Robin Roukens. Alles funktioniert papierlos, auch die Visiten auf Station. WLAN ist mittlerweile in allen Bereichen vorhanden, auch für die Patienten.

 

Technik spielt auch in der Therapie eine wichtige Rolle. In der Neuropsychologie gibt es ein modernes Gerät, um Gesichtsfeldausfälle zu messen. Roukens selbst verfügt über eine Qualifikation als Verkehrsmediziner. Mobilität ist für Schlaganfall-Betroffene immer ein zentrales Thema, das gilt für die Gangrehabilitation ebenso wie für das Autofahren. „Wenn Sie hier im Bergischen Land nicht mehr Aufofahren können, haben Sie schlechte Karten“, sagt Roukens. In einem Innenhof der Klinik ist ein Therapieauto geparkt. Mit dem kann man zwar nicht mehr fahren, aber zumindest das Ein- und Aussteigen und das Handling üben.

Schwimmbad und moderne Technik

Der große Therapiebereich verfügt auch über ein Schwimmbecken, das rege für Gruppenübungen und Einzeltherapie genutzt wird. Der Auftrieb des Wassers ermöglicht schwerer Betroffenen Bewegungen, die unter normalen Umständen nicht möglich wären. Eine medizinische Trainingstherapie mit modernen Geräten ist heute Standard. Therapien finden hier auch an Samstagen statt. Das verkürzt den Patientinnen und Patienten die therapiefreie Zeit am Wochenende. Die Ergotherapie bietet ein Handlabor an, in dem auch mit moderner Robotik trainiert wird. Neueste Errungenschaft: eine digitale Spiegeltherapie.

 

In der Logopädie gibt es einen Musiktherapeuten, der einen Aphasie-Chor aufgebaut hat. Viele Betroffene können trotz Sprechproblemen immer noch singen, was sich auch positiv auf deren Sprechvermögen auswirkt. Auch die Therapie der Dysphagie – Schluckstörungen nach Schlaganfall – ist für Roukens ein sehr wichtiges Thema. Neben der Behandlung spastischer Bewegungsstörungen sieht er darin einen wesentlichen Schwerpunkt der Klinik.

Moderne Technik kommt in den Therapiebereichen zum Einsatz.

Orthopäditechnik im Haus

Der Klinikbau ist 25 Jahre alt. Im Inneren fällt das jedoch kaum auf. In allen Bereichen wird laufend saniert, auch die Patientenzimmer weisen einen modernen Standard auf. Patienteninformation findet auch in den Pausen statt. In allen Therapie- und Wartebereichen werden Wände genutzt, um Informationen zu vermitteln.

Die meisten Patienten der Rehaphasen C und D, die sogenannte weiterführende Rehabilitation, kommen aus der weiteren Region. Für sie ist auch von Vorteil, dass in der Klinik zwei Orthopädietechniker eine kleine Werkstatt betreiben. „Die sind sehr engagiert“, freut sich Roukens. „Das war mir ganz wichtig, dass wir hier die Patienten gut versorgen können.“ So ist sichergestellt, dass sie gut auf ihre Entlassung vorbereitet werden können.

Frühreha versorgt schwer Betroffene

Ein gesonderter Bereich ist die Frührehabilitation (Phase B), eine angegliederte Krankenhausabteilung der Klinik mit 24 Betten. Sie ist ausgestattet wie eine Intensivstation mit eigenem kleinen Labor. Aufgenommen werden hier schwer betroffene und beatmungspflichtige Patienten aus einem großen Einzugsgebiet von Frankfurt bis zum Ruhrgebiet und den Niederlanden. Ein kleiner Therapieraum ist integriert, um auch schwer Betroffene vorsichtig mobilisieren zu können und während ihrer langen Aufenthalte mal aus der Eintönigkeit eines Intensivzimmers zu holen.

Hochleistungsmedizin ist die Basis der Gesundung, doch der Mensch ist nicht nur Organismus. Naturheilverfahren wie Akupunktur, Aromatherapie und Waldbaden ergänzen die klassischen therapeutischen Verfahren. Für manch einen trägt zum Wohlfühlfaktor auch bei, dass er seinen vierbeinigen Freund mitbringen darf. Sehr ungewöhnlich für Kliniken, wo Hunde aus hygienischen Gründen in der Regel draußen bleiben müssen. In Nümbrecht hat das Team eine Art Schleuse für Hundebesitzer eingerichtet, wo sie ihre Hunde waschen und einen separaten Aufzug nutzen können. Das erfreut Mensch und Tier, und jedes Gassigehen ist ein zusätzliches Eigentraining.

Schlaganfall-Hilfe für Sie unterwegs

„Welche Rehabilitationsklinik können Sie uns empfehlen?“ So lautet eine der häufigsten Fragen, die unseren Kolleginnen im Service- und Beratungszentrum gestellt wird. Als unabhängige, gemeinnützige Stiftung sind wir zur Neutralität verpflichtet und sprechen keine Empfehlungen aus. Jedoch erreichen uns aus unserem großen Selbsthilfe-Netzwerk viele Erfahrungsberichte von Patienten. Diesen Berichten gehen wir nach und besuchen Kliniken, in denen sich Mitglieder der Selbsthilfegruppen gut behandelt fühlten.

Die unabhängigen Berichte unserer Besuche können Sie regelmäßig in unserem Gesundheitsmagazin Thala und hier auf www.schlaganfall-hilfe.de lesen.