Schlaganfall-Lotsen beraten die Betroffenen

OWL wird Modellregion für Patientenlotsen

Menschen mit komplexen Erkrankungen brauchen nicht nur einen Hausarzt. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und will Patientenlotsen als Teil der Regelversorgung etablieren. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wird sie dabei unterstützen.

Sieben Millionen Euro für OWL

Rund sieben Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Bundes werden nach Ostwestfalen-Lippe fließen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe jetzt eine Förderzusage für ein neues Modellprojekt erteilt. Unter dem Titel LEX LOTSEN OWL will die Schlaganfall-Hilfe in den kommenden drei bis vier Jahren gemeinsam mit den Kreisen in OWL erproben, wie der Einsatz von Patientenlotsen am besten zu organisieren ist.

 

Hilfe für verschiedene Erkrankungen

Bundesweit werden bereits etwa 75.000 Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen in Modellprojekten durch Patientenlotsen begleitet. Im ersten Jahr der Erkrankung beraten sie die Betroffenen, bis diese in der Lage sind, ihre weitere Versorgung selbst zu organisieren.

 

Lotsin Angela Winzmann (Höxter) begleitete Patientin Gabriele Kleinschmidt aus Beverungen ein Jahr lang nach ihrem Schlaganfall.

 

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe mit Sitz in Gütersloh führte eines der größten Modellprojekte durch. 1.600 Patientinnen und Patienten in Ostwestfalen-Lippe wurden bis 2021 nach einem Schlaganfall von Lotsen betreut.

Lotsentätigkeiten ähneln sich

„Man kann davon ausgehen, dass unabhängig von der Grunderkrankung etwa 80 Prozent der Lotsentätigkeiten ähnlich sind“, sagt Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. „Auch andere Projekte konnten zeigen, wie wichtig der Einsatz von Lotsen bei komplexen Erkrankungen ist. Der Sinn von Patientenlotsen wird nicht mehr ernsthaft angezweifelt. Offen ist allein die Frage, wie man die Lotsen im System verankert. Da wird unser Projekt der Politik wichtige Entscheidungshilfen liefern.“ Hintergrund: Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung heißt es: „Für erfolgreiche geförderte Projekte wie die der Patientenlotsen werden wir einen Pfad vorgeben, wie diese in die Regelversorgung überführt werden können.“ Bisher jedoch weiß niemand, wie dieser Pfad aussehen kann. „Auch wir haben noch keine fertige Lösung, aber mit unserem neuen Projekt LEX LOTSEN OWL werden wir ganz pragmatisch einen Lösungsweg finden“, so Brinkmeier.

Gesetzliche Regelung erforderlich

Am Ende wird es um ganz praktische Fragen gehen: Wo sind Patientenlotsen angestellt? Wer verordnet und wer steuert ihren Einsatz? Und wie werden ihre Leistungen abgerechnet? In den kommenden Monaten wird die Schlaganfall-Hilfe mit den beteiligten Kreisen und Krankenkassen in OWL einen Projektplan aufstellen. Offizieller Projektstart wird voraussichtlich im August 2023 sein, die Projektdauer ist auf drei Jahre festgelegt. Doch Plan der Schlaganfall-Hilfe ist es, ein Zwischenergebnis des Projektes noch in dieser Legislaturperiode, also bis Mitte 2025, vorzulegen. Auf Basis dieser Erfahrungen wird es der Politik in Berlin deutlich leichter fallen, eine gesetzliche Lösung zu finden.

 

Schlaganfall-Lotsin Corinna Berger-Niemeyer (Bielefeld) betreut Patient Wolfgang Körner aus Werther seit Jahresbeginn.