Neues Therapieangebot
© Uniklinik Tübingen

Neues Therapieangebot

Die Uniklinik Tübingen bietet Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten jetzt ambulante Therapien unter Magnetstimulation und in virtueller Realität an. Für Teilnehmende an Studien sind die Angebote kostenfrei.

Punktgenaue Stimulation

Nach einem Schlaganfall muss das Gehirn verloren gegangene Funktionen wie Laufen, Greifen oder Sprechen mühsam neu erlernen. Ein Therapieansatz, dieses Lernen zu erleichtern, ist die transkranielle Magnetstimulation (TMS). Wird das Hirn angeregt, so die Theorie, kann es besser neue Verknüpfungen bilden. Studienergebnisse auf diesem Gebiet fallen bisher noch unterschiedlich aus, lassen aber Potenzial vermuten.

In Tübingen verfolgt man einen innovativen Ansatz, dieses Potenzial noch stärker zu fördern. Betroffene erhalten eine individualisierte Stimulation. Das bedeutet, das Gehirn wird nicht großräumig stimuliert, sondern punktgenau in einem Hirnareal. Das Gehirn wird zunächst „vermessen“, um die Magnetstimulation an der optimalen Stelle anzusetzen. Zur Orientierung dient ein MRT-Bild des Gehirns. 20 Minuten dauert dann die eigentliche Stimulation. Anschließend erhalten die Patientinnen und Patienten eine Stunde Therapie, je nach Schädigungsbild Physiotherapie bei Armparesen, Sprachtherapie bei Aphasien. Zusätzlich bietet die Ambulanz neue Trainingsprogramme in virtueller Realität an, mit denen vor allem Spastiken behandelt werden sollen.

Die Hirnstimulation erfolgt punktgenau und ist schmerzfrei.

Schlaganfall darf lange zurück liegen

Die Therapieprogramme laufen in der Regel sechs Wochen. Wer aus weiterer Entfernung kommt, findet Unterbringungsmöglichkeiten in der Nähe der Klinik. Die Angebote richten sich speziell an Betroffene, die auch nach der Rehabilitation noch unter starken Einschränkungen leiden. Wie lange der Schlaganfall zurückliegt, spielt dabei keine Rolle. Wer die Einschlusskriterien für eine der laufenden Studien erfüllt, ist von den Kosten befreit. Andernfalls läuft die Therapie auf Selbstzahler-Basis, private Kassen übernehmen häufig die Kosten. „Wir stellen in jedem Fall einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse, sollte das passende Programm für den Patienten derzeit nicht im Rahmen einer Studie angeboten werden“, erklärt Dr. Anne Lieb, Leiterin der Ambulanz.

Interessenten melden sich telefonisch in der Ambulanz, um einen Termin für ein Vorgespräch zu vereinbaren. Ab dem kommenden Jahr will die Ambulanz ihre Angebote ausbauen. Geplant sind Studien zu Beinparesen (Exoskelett-Training), weitere Virtual-Reality-Programme und auch Aphasie-Therapien. Interessierte sollten die Website der Ambulanz im Blick behalten.