Hochbetagte profitieren von Stroke Units

Hochbetagte profitieren von Stroke Units

Hochbetagte Schlaganfall-Patienten werden seltener in Spezialstationen behandelt, wie eine aktuelle Auswertung von Krankenkassen-Daten zeigt. Dabei profitieren sie genauso davon.

Mehr als 340 Stroke Units, Schlaganfall-Spezialstationen, haben die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe bis heute zertifiziert. Internationale Studien belegen, dass Patientinnen und Patienten auf diesen Stationen eine höhere Überlebenschance haben und weniger schwere Behinderungen davontragen. In Deutschland überleben heute fast doppelt so viele Menschen einen Schlaganfall als noch vor 30 Jahren.

Hochbetagte werden seltener auf Stroke Units behandelt?

Der Marburger Versorgungsforscher Prof. Max Geraedts ist einer Beobachtung nachgegangen. Die Annahme war, dass hochbetagte Menschen (ab 90 Jahre) verhältnismäßig seltener auf Stroke Units behandelt werden als jüngere Patientinnen und Patienten. Dafür hat er mit seinem Forschungsteam die Daten von 29.000 hochbetagten Patientinnen und Patienten über zehn Jahre ausgewertet. Ergebnis: Die Annahme trifft zu. Von den Hochbetagten wurden 7,5 Prozent weniger auf einer Stroke Unit behandelt.

Ältere Menschen profitieren von einer intensiven Behandlung

Gleichzeitig fand Geraedts heraus, dass die alten Menschen von der intensiven Behandlung ebenso profitierten wir die jüngeren. Im ersten Jahr nach dem Schlaganfall starben 61,9 Prozent der Hochbetagten ohne Behandlung in einer Stroke Unit, aber nur 56,9 Prozent, die in einer Spezialabteilung behandelt worden waren. Weshalb die Älteren selten auf Stroke Units aufgenommen werden, konnte die Untersuchung nicht beantworten.

Erklärungen zum Studienergebnis

Versorgungsforscher Geraedts bietet zwei mögliche Erklärungen an: „Einerseits kann der Befund darauf zurückzuführen sein, dass bei Älteren zunehmend Patientenverfügungen vorliegen und die Menschen eine palliative Behandlung bevorzugen; andererseits könnten die Ergebnisse auf eine unbewusste Altersdiskriminierung hinweisen.“ Sollte Letzteres zutreffen, könnte die Erhebung von Geraedts zu einem Umdenken im Versorgungsalltag beitragen.