40 Jahre aktiv gegen Sprachlosigkeit

Weil es Anfang der 1980er-Jahre in Schweinfurt keine Logopädinnen oder Logopäden gab, gründete Günther Tschirschwitz eine Aphasie-Selbsthilfegruppe. Dieses Jahr feiert sie 40-jähriges Bestehen und ihr Initiator ist noch lange nicht müde.

Der Wendepunkt

„Wendepunkte sind Momente, die ein ganzes Leben drastisch verändern“, sagt Günther Tschirschwitz. Seine Fami­lie und er erlebten einen solchen Wen­depunkt 1981: Seine Frau Ellen erlitt einen Schlaganfall. Als Folge blieb eine Sprachstörung zurück, eine Therapie war dringend nötig. Das Problem: „In Schweinfurt hatten sich zu dieser Zeit keine Logopäden niedergelassen“, er­zählt der 85-Jährige. Regelmäßig steu­erte Tschirschwitz deswegen Würzburg an, wo er Kontakt zur dortigen Aphasiker-Gruppe knüpfte. Im Mai 1982 be­schloss der Unterfranke dann, eine ei­gene Selbsthilfegruppe zu gründen. „Ich wollte mich nicht damit abfinden, dass es in Schweinfurt keine Aphasiker- Selbsthilfegruppe gab“, erklärt er sein Motiv.

Von einer Gruppe zum Aphasiker-Zentrum

In den 40 Jahren, seit er die Gruppe ins Leben rief, hat sich einiges getan. „Im Jahr 2000 mussten wir die Gruppe auf­teilen in Schlaganfall und Aphasie“, erin­nert sich der Vorsitzende. Mit den Jah­ren war die Aphasie-Gruppe sogar zu einem Aphasiker-Zentrum angewach­sen. Bis 2003 betrieb der Franke das Zentrum. „Eine reife Leistung“, findet er. Er habe es aber nicht in Resignation auf­gegeben, sondern aufgrund der guten Versorgung. Mehrere Logopädinnen und Logopäden gibt es heute in Schweinfurt und Umgebung. „Ich den­ke, die Betroffenen sind damit thera­peutisch gut versorgt“, sagt Tschirschwitz.

Regelmäßige Treffen

Geblieben sind die regelmäßigen Tref­fen der Gruppe. Dort kommen Betroffe­ne und Angehörige zur Beratung und zum Austausch zusammen. „Durch das Miteinander und die gegenseitige Un­terstützung machen wir die Welt der Be­troffenen ein klein wenig heller – die Welt, die manchmal für Schlaganfall-Be­troffene sehr dunkel und einsam sein kann“, erklärt Tschirschwitz.

Vielfältig engagiert

Obwohl der 85-Jährige selbst behindert ist, engagiert er sich vielfältig und be­tont: „Ich bin noch nicht müde.“ Er selbst leidet seit Jahrzehnten an Mor­bus Bechterew (eine besondere Form von Rheuma). Neben dem Vorsitz sei­ner Gruppe ist Tschirschwitz im Vor­stand der Selbsthilfe Körperbehinderter und im Behindertenbeirat aktiv. Auch die Leitung seiner Gruppe möchte der Schweinfurter noch nicht an den Nagel hängen. 

Jubiläum wird gefeiert

Günther Tschirschwitz ist überzeugt: „Durch meine Arbeit habe ich der Schweinfurter Gruppe und der gesam­ten Schlaganfall-Aphasie-Bewegung ei­nen großen Dienst erwiesen.“ Dass er viel richtig macht, zeigt das langjährige Bestehen der Gruppe: Dieses Jahr feiert sie ihren 40. Geburtstag. Zum Jubiläum wird es eine Feier am 9. Oktober geben.