Einhandtastasturen für Menschen mit Bewegungseinschränkung

Was Einhandtastasturen leisten können

Halbseitige Lähmungen gehören zu den häufigsten Folgen des Schlaganfalls. Viele Betroffene können einen Arm beziehungsweise eine Hand nicht mehr oder nur noch eingeschränkt bewegen.

Das erschwert häufig das Tippen auf einer normalen Tastatur. Für die Betroffenen gibt es viele verschiedene Einhand-Tastaturen.

Brauche ich eine Einhandtastatur?

Nicht jeder Mensch mit eingeschränkter Funktionsfähigkeit in einer Hand benötigt eine Einhandtastatur oder möchte diese nutzen. Deswegen gilt es, die individuelle Situation zu beleuchten: Muss ich sehr viel tippen – eventuell sogar unter Zeitdruck? Oder tippe ich wenig und kann mir dabei Zeit lassen? Möchte ich das Tippen als Therapie-Übung für meine eingeschränkte Hand nutzen und deswegen bewusst eine normale Tastatur nutzen? etc.

Alternativen zur Einhandtastatur

  1. Viele Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit ihr eigenes Tipp-System auf der normalen Tastatur, vor allem, wenn die betroffene Hand teilweise mitgenutzt werden kann.
  2. Es gibt Trainings-Software, mit der man die Nutzung einer normalen Tastatur mit einer Hand trainieren kann, zum Beispiel „Five Finger Typist“. (Dieses System ist auch auf einer Kleinfeldtastatur gut nutzbar.)
  3. Es gibt reguläre Tastaturen, die ergonomisch angepasst sind, zum Beispiel mit einer Ablagefläche für die Handballen. Das kann das Tippen bei eingeschränkter Bewegungsfähigkeit erleichtern.
  4. Es gibt normal große Tastaturen, bei denen lediglich die Tasten etwas anders angeordnet sind – zum Beispiel für Linkshänder. Damit kann die Tastatur – je nach Einschränkung – einfacher zu bedienen sein, ist aber auch beidhändig nutzbar.

Einhandtastaturen: Welche Modelle gibt es?

Es gibt zahlreiche Modelle von verschiedenen Anbietern.

  1. Kleinfeldtastaturen:
    Die Kleinfeldtastaturen sind die gängigste Tastatur-Art für Einhänder. Diese sehen regulären Tastaturen sehr ähnlich, sind aber kompakter, unter anderem durch kleinere Tastenfelder oder kleinere Abstände zwischen den Tasten.Je nach Modell gibt es unterschiedliche Funktionen. Es ist sinnvoll, die Tastaturen beim Fachhändler auszuprobieren und zu besprechen, welche Funktionen die Tastatur haben sollte. Zum Beispiel:
    • Tastenkombinationen können nacheinander statt gleichzeitig gedrückt werden. (u.a. Alt/Steuerung/Entfernen, Steuerung/C zum Kopieren oder Shift/Buchstabe für die Großschreibung)
    • Es können bestimmte Sätze und Floskeln hinterlegt werden, die häufig benötigt werden, etwa „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „Mit freundlichen Grüßen“. Diese müssen dann nicht jedes Mal vollständig getippt werden.
    • Die Tastatur kann für die linke oder die rechte Hand optimiert werden – mit Ziffernblock auf der benötigten Seite.
    • Die Mausfunktion kann in die Tastatur integriert werden, etwa durch ein Touchpad oder einen Tracking-Ball.

    Bei einer Einhandtastatur besteht die Möglichkeit zum Beispiel durch einen Trackball auf der betroffenen Seite, auch diese mit einzubinden, jedoch mit einer einfacheren Tätigkeit als Tasten zu tippen. Darüber hinaus gibt es auch verschiedene Mäuse, die eventuell mit der betroffenen Hand geführt werden könnten.

    Einige Hersteller bieten standardisierte Modelle, andere fertigen die Tastaturen nach den individuellen Bedürfnissen an. Manche Tastaturen können sofort genutzt werden, für andere ist eine spezielle Software notwendig. Es können zum Teil mehrere Einschränkungen berücksichtigt werden. So ist es zum Beispiel für Menschen mit Sehschwäche möglich, farbige Tasten zur besseren Unterscheidung zu nutzen. Entsprechend groß sind die Preisunterschiede.

    Die Tastaturen sollten vor dem Kauf ausprobiert werden beziehungsweise ein entsprechendes Rückgaberecht bestehen. Es ist wichtig, dass die Tastatur zu den individuellen Bedürfnissen passt. Lassen Sie sich bei erfahrenen Mitarbeitern im Sanitätshaus oder von den Herstellern beraten.
     

  2. Die Fächer-Form:
    Einhand-Tastaturen in Fächer-Form sind für die Benutzung mit einer Hand optimiert, inklusive Maus-Funktionen. Sie kann gedreht und damit sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand bedient werden.
     
  3. Das „Frogpad“:
    Diese „Mini-Tastatur“ besteht aus 20 Tasten, deren Funktionen mehrfach belegt sind. Die Tastatur ist speziell für die Nutzung mit einer Hand konzipiert worden – ursprünglich für Grafiker, doch auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen haben sie genutzt. Die Produktion ist eingestellt, die „Frogpads“ sind unter Umständen gebraucht bei Online-Händlern erhältlich.
     
  4. Gaming-Tastaturen: 
    Diese Einhandtastaturen für Computerspieler bieten nicht alle Funktionen, die für einen alltäglichen PC-Gebrauch benötigt werden. Sie sind speziell für Spiele konzipiert und für zum Beispiel Schreib-Programme nicht brauchbar.

Wer bezahlt die Tastatur?

Die Preisspanne für Einhandtastaturen ist groß, Sonderanfertigungen können mehrere tausend Euro kosten. Deswegen sollte die Kostenübernahme vor der Bestellung geklärt werden, rät Birte Meier zu Greffen von der Orthopädie-Manufaktur MSM. Einhand-Tastaturen, die über Sanitätshäuser verkauft werden, haben in der Regel eine Hilfsmittelnummer und sind damit als solches anerkannt.

„Es ist wichtig, sich frühzeitig zu informieren und einen entsprechenden Antrag bei der Krankenkasse einzureichen, mit ausführlicher Begründung, warum eine spezielle Tastatur benötigt wird“, erklärt die Expertin. Der Prozess läuft in der Regel so, wie bei allen anderen Hilfsmitteln: Anfrage beim Sanitätshaus, Beratung und Erprobung, Verordnung durch den Arzt, Kostenvoranschlag, Einreichen des Kostenvoranschlags bei der Krankenkasse durch das Sanitätshaus, Genehmigung durch die Krankenkasse und zuletzt erfolgt die Bestellung und die Auslieferung. Insgesamt können dabei etwa drei Monate vergehen, wenn ein Widerspruch bei der Krankenkasse eingelegt werden muss auch länger.

Eine frühzeitige Planung ist vor allem für Menschen relevant, die nach ihrem Schlaganfall auf eine passende Tastatur angewiesen sind – etwa zur beruflichen Wiedereingliederung oder für Schule oder Studium. Dazu gibt es zahlreiche Zuschuss-Möglichkeiten, etwa durch den Träger der gesetzlichen Rentenversicherung, das Integrationsamt oder die Agentur für Arbeit.

Weitere Informationen

  • Finanzielle Förderleistungen/Kostenträger: REHADAT-Hilfsmittel,
  • Eine persönliche Beratung bietet unter anderem die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung: EUTB

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