Wie können wir Menschen den FAST-Test näherbringen, damit jeder einen Schlaganfall schnell erkennt? Und können wir junge Leute darauf aufmerksam machen, dass eine gesunde Lebensweise das Risiko für Schlaganfälle im Alter deutlich senkt? Darüber sollten sich mehr als 150 Studierende des Studiengangs "Gesundheitskommunikation" der Uni Bielefeld Gedanken machen. In Gruppen entwickelt sie ihre Kampagnen-Ideen für die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.
Die folgenden drei Kampagnen stehen beispielhaft für die zahlreichen kreativen Entwürfe, die die Studenten entwickelt haben.
Kampagne: Be smart
Gruppe: Christin Arlitt, Dünya Duran, Latifa Boulkaz, Fabienne Weimann
Fünf Fragen an Gruppensprecherin Christin Arlitt
Ihre Kampagne in drei Worten:
Arlitt: aufklärend, smart, individuellWas macht Ihre Kampagne aus?
Arlitt: Besonders an unserer Kampagne ist die fiktive Figur Thomas, der den Rezipientinnen und Rezipienten seine Geschichte erzählt – und sie somit an die Hand nimmt und durch das Video und den Flyer begleitet. Dabei klärt er über Risikofaktoren für einen Schlaganfall auf, geht aber gleichzeitig direkt auf mögliche Präventionsmaßnahmen ein. Durch selbst gemalte Bilder bringen wir einen individuellen "Touch" mit ein. Einen Wiedererkennungswert generieren wir damit, dass Video und Flyer zum einen durch die Geschichte von Thomas und zum anderen mit unserem Slogan "Be Smart" verbunden sind.Wie sind Sie auf den Slogan gekommen?
Arlitt: Uns war wichtig, unsere "Moral von der Geschicht" in einem kurzen, prägnanten Slogan zusammenzufassen, um die wichtigsten Aspekte auf einen Blick vermitteln zu können. Dazu haben wir die in unseren Augen ausschlaggebenden negativen und positiven Punkte, die die Gesundheit und damit das Risiko eines Schlaganfalls beeinflussen, gesammelt. Der nächste Schritt war, zu überlegen, wie man die einzelnen Faktoren miteinander verbinden konnte. Dies war etwas kniffelig, da wir ja sowohl Risikofaktoren als auch Schutzfaktoren/Präventionsmaßnahmen mitaufgenommen haben. Letztlich rettete uns die Formulierung "Maß halten". So entstand dann der Slogan "Be Smart".Hatten Sie vorher bereits einen Bezug zum Thema Schlaganfall?
Arlitt: Nein, keine unserer Gruppenmitgliederinnen hatte vorher Bezug zu dem Thema. Daher war es umso spannender, sich während der Recherchen einzulesen und zu informieren. Jetzt ist uns allen viel bewusster, warum es so wichtig ist, auch in jungen Jahren schon eine gesundheitsbewusste Lebensweise einzunehmen und somit seine Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Genau diese Erkenntnis haben wir versucht, in unserem Video und dem Flyer zu vermitteln.Was hat bei der Erstellung der Kampagne (von der Idee bis zur Präsentation) am meisten Spaß gemacht?
Arlitt: Das ist schwer zu sagen. Aufgrund von Corona haben wir uns die Aufgaben immer so aufgeteilt, dass wir höchstens zu zweit gearbeitet haben. Lustig war vor allem der Videodreh. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Anläufe wir gebraucht haben, um das richtige Timing und die passende Reihenfolge der Bilder drauf zu haben. Aber letztlich hatte jeder Arbeitsschritt etwas Inspirierendes und Kreatives an sich. Es war sehr spannend zu sehen, wie wir dem Endergebnis mit jedem Schritt etwas nähergekommen sind. Wir sind dankbar, so eine wertvolle Erfahrung gemacht haben zu dürfen.
Kampagne: #KennDeinRisiko
Gruppe: Mitja Bungeroth, Julia Golletz, Sevim Hangül, Jana Ickstadt, Mamady Kakoro, Frederik Kühn, Thomas Wagner
Fünf Fragen an Gruppensprecher Frederik Kühn
Ihre Kampagne in drei Worten.
Kühn: Reichweite, Zielgruppentargeting, Messbarkeit (von Zielgruppe & Kampagnenzielen)Was macht Ihre Kampagne aus?
Kühn: Vor allem unsere Keyword- und Zielgruppenanalyse sowie die Funktionalität, das Performance-Marketing.Wie sind Sie auf den Hashtag gekommen?
Kühn: Durch Themenrecherche und Keywordanalyse haben wir zuerst den "Interest" beziehungsweise das Problem einer bestimmten Zielgruppe (Aufklärungsbedürfnis bezüglich Schlaganfallrisiko bei jungen Menschen) herausgefunden und dieses in ein griffiges Hashtag gegossen.Hatten Sie vorher bereits einen Bezug zum Thema Schlaganfall?
Kühn: Ja, ich persönlich während mehrerer stationärer Krankenhaus-Aufenthalte auf Neurologischen Stationen aufgrund meiner MS-Erkrankung. Ironischer Weise war ich sogar während der Erstellung der Schlaganfall-Kampagne zeitweise im Krankenhaus. So hatte ich Gruppen-Meetings via ZOOM direkt von der Schlaganfall-Station aus.Was hat Sie bei der Entwicklung der Kampagne am meisten überrascht?
Kühn: Die Daten haben überrascht! Online gibt es eine große Nachfrage nach Themen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Spaß gemacht hat, einmal eine Kampagne aus der Präventions-Perspektive heraus zu kreieren. Wo im Online-Marketing die Call-To-Action auf Dienstleistungen oder Produkte führt, führt sie im Bereich Krankheitsprävention auf den Informations-Content, den die Zielgruppe sucht und benötigt. Leider gibt es für diese Zielgruppe aktuell noch keine Landingpage auf der Website der Stiftung. Spannend für die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wäre auch einmal eine Paid-Ads-Kampagne zur Steigerung von Spendengeldern über Google Ads und Social Ads oder allgemein Online-Paid-Ads-Kampagnen – also bezahlte Online-Werbekampagnen.
Kampagne: Gib dem Schlaganfall keine Chance
Gruppe: Amalie Bollich, Alina Hamm, Julia Klein, Antonia Kössendrup, Franziska Masmeier, Carla Schmidt
Fünf Fragen an Gruppensprecherin Alina Hamm
Ihre Kampagne in drei Worten:
Hamm: motivierend, vorbeugend, vielseitigWas macht Ihre Kampagne aus?
Hamm: Unsere Kampagne schließt verschiedene Medien mit ein und soll dazu animieren, an einer 7-Tage-Challenge teilzunehmen, die der Prävention von Schlaganfällen dient. Außerdem beinhaltet sie einen Sport- und Ernährungsplan, sodass auch Personen, die keinen Anhaltspunkt haben, wie sie gesunde Ernährung und Sportübungen in ihren Alltag integrieren können, ein konkretes, aber simples Handlungsangebot erhalten.Wie sind Sie auf die Idee mit der Sieben-Tage-Challenge gekommen?
Hamm: Unser Ziel war es, eine Kampagne zu entwerfen, die nicht nur über die Risiken und Symptome eines Schlaganfalls informiert, sondern auch einen Anreiz bietet, dem Schlaganfall aktiv vorzubeugen. Die Idee der Sieben-Tage-Challenge kam uns, als wir überlegten, wie wir insbesondere jüngere Personen im Alter von 15 bis 25 Jahren erreichen und auch nachhaltig für einen gesunden Lebensstil begeistern können.
Eine Challenge ist eine Herausforderung oder auch eine Art Wette und eignet sich in sozialen Netzwerken besonders gut, um zum Mitmachen und vor allem zum Nachmachen zu animieren.Hatten Sie vorher bereits einen Bezug zum Thema Schlaganfall?
Hamm: Ja, wir hatten bereits einen theoretischen und praktischen Bezug zum Thema Schlaganfall, da einige von uns vor dem Beginn des Studiums eine Ausbildung im Bereich der Physiotherapie, der Gesundheits- und Krankenpflege und in der Altenpflege absolviert haben. In diesen Berufszweigen werden häufig Personen behandelt und versorgt, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben.Was hat Sie im Zuge der Recherchen überrascht bzw. was haben Sie gelernt?
Hamm: Auch wenn wir schon vorher einen Bezug zum Thema Schlaganfall hatten, hat uns im Zuge unserer Recherchen überrascht, dass ein sehr hoher Anteil von 70% der Schlaganfälle durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden kann und dass der Schlaganfall keine Alterskrankheit ist. Auch Säuglinge und jüngere Menschen können betroffen sein. Diese Wissenslücke war auch der Grund dafür, als Zielgruppe Personen in unserem Alter anzusprechen, für die diese wichtige Erkenntnis vermutlich auch neu und interessant sein könnte.
Dr. Marina Böddeker
Fünf Fragen an die Dozentin für Kommunikation und Medien an der Universität Bielefeld
Wie kam es dazu, dass die Studierenden Kampagnen-Ideen für die Stiftung entwickelt haben?
Böddeker: Die Studierenden müssen neben einer Klausur auch eine Studienleistung erbringen, um den Kurs zu absolvieren. Da ich einen großen Vorteil in Kooperationen mit "echten" Partner*innen aus der Praxis sehe (dazu könnte ich jetzt einen Roman schreiben), habe ich bei der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe angefragt, ob Interesse für eine Zusammenarbeit besteht. Da ich weiß, dass einige unserer Absolvent*innen dort tätig sind, war es so also ein "kurzer Weg". Ich habe mich sehr über die Bereitschaft zur Kooperation gefreut.
Zur Info: Zuvor habe ich im Rahmen der Veranstaltung mit der DKMS und dem Klinikum Bielefeld kooperiert.Wie hat die Gruppenarbeit in Zeiten (fast ausschließlich) digitaler Kommunikation funktioniert?
Böddeker: Aus meiner Sicht war es schon eine sehr besondere Situation, denn die Studierenden kannten sich ja nicht als Erstsemester-Studierende aus dem Bachelor. Um die Studierenden in dieser besonderen Situation bestmöglich zu unterstützen, im Lernprozess zu begleiten und auch zu beraten habe ich zusätzliche Angebote (individuelle Beratung & Rückmeldung, Mithilfe zur Kampagnenerstellung, Einbindung von Gästen und Praxis-Elementen, etc.) gemacht. So arbeite ich beispielsweise mit einer studentischen Hilfskraft zusammen, damit die Studierenden auch sie ansprechen können. Die tollen Ergebnisse zeigen aber, dass die Gruppenarbeiten gut funktioniert haben.Das Thema „Schlaganfall“ ist für junge Leute oft noch weit weg. Wie waren die Rückmeldungen der Studierenden zum Thema?
Böddeker: Die Studierenden haben durch die Kooperation mit der Stiftung sehr viel gelernt zum Thema Schlaganfall. Auch wenn einige Aspekte bekannt waren, konnten die Studierenden durch die Vertiefung des Themas Neues erlernen. So konnte sich gegebenfalls auch eine neue berufliche Perspektive eröffnen.Was sind die drei wichtigsten Punkte für eine gelungene Kampagne?
Böddeker: Das erfordert eigentlich eine komplexere Antwort als nur drei Punkte, aber ich versuche es:
a) Kommunikation: gelungene, abgestimmte und zielgerichtete Analyse, Planung, Ausführung und Evaluation zum Thema
b) Publikum: Einbindung der und Fokussierung auf die Zielgruppe
c) Aufmerksamkeit: Positionierung am MarktWas hat Sie bei den Ergebnissen überrascht?
Böddeker: Ich finde es bemerkenswert, dass die Studierenden (sich) trotz der Umstände so souverän präsentiert und tolle Kampagnen entwickelt haben. Es gab wirklich keinen Ausreißer: jede Idee hatte etwas Besonderes und könnte mit mehr oder weniger großen Änderungen veröffentlicht werden. Das ist schon ein großartiges Ergebnis.