Der Innovationsfonds des Bundes förderte das Projekt STROKE OWL der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe vier Jahre lang. Im März 2021 endete die Praxisphase, jetzt werten Gesundheitsökonomen der Universität Bielefeld die Ergebnisse aus. Entscheidende Frage: Geht es den Patienten aus dem Modellprojekt besser als anderen, vergleichbaren Schlaganfall-Patienten?
Alle Rückmeldungen sind positiv
Gut ein Jahr wird es dauern, bis wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen. Eine eigene Zufriedenheitsbefragung der Stiftung unter den beteiligten Patienten und Angehörigen ergab schon jetzt positive Rückmeldungen. Auch die Erfahrungen der am Projekt beteiligten Kliniken und Krankenkassen sind so positiv, dass es weitergehen wird.
Die Überbrückungsvereinbarung für die Fortführung der Lotsentätigkeit in Ostwestfalen-Lippe besteht in einem sogenannten „Vertrag zur besonderen Versorgung nach §140a SGB V“. Unterzeichnet wurde die Vereinbarung von der Techniker Krankenkasse, der IKK classic, der AOK NordWest, der DAK-Gesundheit und den Betriebskrankenkassen. Darüber hinaus sind alle sechs beteiligten Akutkliniken dem Vertrag beigetreten: Ev. Klinikum Bethel in Bielefeld, Klinikum Herford, Klinikum Lippe, St. Elisabeth Hospital Gütersloh, St. Vincenz Krankenhaus Paderborn und St. Ansgar Krankenhaus Höxter.
Lotsen betreuen bereits Patienten
Ergänzend zur Überbrückungsvereinbarung schließt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Kooperationsvereinbarungen mit den Kliniken zur Qualitätssicherung. Elf Lotsinnen und ein Lotse sind jetzt als Angestellte der Kliniken tätig. Sie haben bereits die ersten Patienten in ihr Betreuungsprogramm aufgenommen. Schlaganfall-Patienten in Ostwestfalen-Lippe können aufatmen: Ihre gute Nachsorge ist damit weiterhin sichergestellt.
Neben OWL laufen in Deutschland kleinere Projekte mit Schlaganfall-Lotsen, meist in Kooperation mit der Stiftung, unter anderem in Dresden, Recklinghausen, Hanau, Ansbach, Düsseldorf und Ravenburg. Mit ihrer Forderung, Patientenlotsen sollten Teil der Regelversorgung werden, steht die Schlaganfall-Hilfe längst nicht mehr allein da. In ganz Deutschland arbeiten Kliniken, Verbände und Krankenkassen gemeinsam an neuen Versorgungsmodellen. Sie unterscheiden sich in vielen Details, doch sind vereint in ihrer Leitidee: Die Verbesserung der Versorgung von Patienten durch eine enge Vernetzung aller Beteiligten, insbesondere in der häuslichen Nachsorge.
75.000 Patienten profitieren bereits
Viele Akteure haben sich im Bundesverband Managed Care (BMC) zusammengeschlossen. Rund 75.000 Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern, so errechnete der BMC, profitieren bereits von Gesundheitslotsen in zahlreichen Innovationsfondsprojekten, Versorgungsverträgen oder Modellvorhaben. Sie unterstützen Patienten bei der Inanspruchnahme von Leistungen, koordinieren Maßnahmen und erstellen individuelle Hilfepläne. Der BMC attestiert den Lotsen schon heute: „Als professioneller Navigator durch das komplexe Gesundheitssystem sind sie unentbehrlich.“
Politische Unterstützung gibt es von allen Seiten. Prof. Dr. Claudia Schmidtke etwa, die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, hält Lotsen für den richtigen Weg, „um ausgetretene Pfade zu verlassen und innovative Ideen für eine bessere medizinische und pflegerische Versorgung der Patientinnen und Patienten in die Tat umzusetzen.“ Jetzt braucht es politische Initiativen. Die erhoffen sich alle Beteiligten nach der Bundestagswahl.