Frederik hat viele Interessen. Literarische Texte schreiben gehörte allerdings nicht zu seinen Hobbys – bis ihn seine Lehrerin auf einen Literaturwettbewerb für Menschen mit Behinderung aufmerksam machte. Der Verein "Die Wortfinder" schreibt den jährlichen Wettbewerb aus. Dieses Jahr wurden Texte rund um die Themen Mensch, Tiere und Pflanzen gesucht.
Falken sind coole Tiere
Frederik war von der Idee sofort begeistert. "Ich wusste, dass ich über ein Tier schreiben wollte, war aber nicht sicher, über welches", erzählt der 19-Jährige. "Also habe ich unter anderem Texte über Katzen, Pferde und Haie gelesen. Dann bin ich auf den Wanderfalken gekommen. In der Nähe unseres Hauses wohnt ein Falkenpaar. Das sind coole Tiere und nicht so bekannt."
Mutter Stephanie Drews ist beeindruckt, wie intensiv sich ihr Sohn wochenlang in das Thema eingearbeitet hat. "Ganz ohne unsere Hilfe! Er wollte den Text allein schreiben und hat alles ausschließlich mit seiner Lehrerin besprochen. Wir durften ihn erst lesen, als er fertig war."
Frederik gehört zu den Preisträgern
Mehr als 700 Menschen mit Behinderung hatten insgesamt 1.200 Texte eingereicht. Umso größer war die Überraschung als im Sommer die Nachricht kam: Frederik gehört zu den Preisträgern! Sein Text wird, gemeinsam mit etwa 60 weiteren, auf einem Literatur-Kalender für das kommende Jahr veröffentlicht.
"Frederik ist unglaublich stolz. Aufgrund der Corona-Regeln konnten die `Wortfinder` leider keine Preisverleihung abhalten. Also hat die Schule kurzerhand einen kleinen Empfang für ihn organisiert, das war toll", erzählt die Mutter.
Frederik erlitt den Schlaganfall bereits vor seiner Geburt.
Dank unzähliger Therapien, der Unterstützung seiner Eltern und durch seinen eigenen Ehrgeiz hatte Frederik sich gut entwickelt. Mit vier Jahren folgte ein herber Rückschlag: Frederik entwickelte als Spätfolge mehrere Formen der Epilepsie. Diese wurde im Laufe der Jahre so gravierend, dass eine komplette operative Trennung der beiden Gehirnhälften notwendig wurde. Die schwere Operation rettete sein Leben. Doch er musste Vieles neu lernen. "Bis heute benötigt er viel Unterstützung im Alltag, aber er steckt auch voller Überraschungen. Vor allem im sportlichen Bereich sind wir immer wieder begeistert, was er schafft", sagt Stephanie Drews. Frederik spielt Fußball und Tennis, fährt Liegerad und hat eine Dauerkarte für einen nahegelegenen großen Freizeitpark. "Die Stiftung hat uns über viele Jahre auf unserem Weg begleitet. Die Familiencamps haben uns immer neue Kraft und Ideen gegeben, der Austausch mit anderen Familien war enorm wichtig. Dadurch konnten wir unseren schweren Alltag besser bewältigen. Auch der Kinderlotse stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite", erzählt sie.
Derzeit besucht Frederik die Berufsschule einer Förderschule, doch er schmiedet schon Pläne für die Zeit danach: „Wahrscheinlich werde ich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten, am liebsten als Gärtner, in der Küche oder im Café.“ Und vielleicht schreibt er auch wieder den ein oder anderen Text.
Der Kalender kann für 17 Euro bei den Wortfindern bestellt werden.
Der Wanderfalke
Der Wanderfalke ist ein Raubvogel. Er kann in die Welt fliegen und er will auch auf die Jagd fliegen.
Er erwischt gerne Fische und kleine Tiere, er fängt sie mit seinen scharfen Krallen. Der Wanderfalke lebt im Wald und wittert Geräusche.
Er wohnt in einem großen Nest und er kann auch Kinder bekommen. Der Wanderfalke fliegt über die Wolken und über die Sonne, die Sonne blendet ihn.
Dann wird er vom Jäger gefangen. Er wird in einen Käfig eingesperrt. Der Wanderfalke muss den Wald verlassen.
Er ist in Ketten gefesselt, damit er nicht entwischt und trägt jetzt eine Glocke um den Hals. Der Wanderfalke liebt die Freiheit. Jetzt ist er in einer Show.