"Die Familien müssen Geduld haben"

"Die Familien müssen Geduld haben"

Seit einem Jahr arbeitet Maik Hohmann als Schlaganfall-Kinderlotse am Neurologischen Rehazentrum Friedehorst in Bremen. Derzeit begleitet er fast 30 Familien mit betroffenen Kindern. Er hilft unter anderem bei der Therapeuten-Suche, schafft Netzwerke und hat stets ein offenes Ohr für die Familien.

Maik Hohmann ist Schlaganfall-Kinderlotse

Im Interview:
Maik Hohmann
Schlaganfall-Kinderlotse am Neurologischen Rehazentrum Friedehorst in Bremen

  • Mit welchen Fragen wenden sich die Eltern betroffener Kinder an Sie?

Hohmann: Das ist sehr vielfältig. Mir ist aufgefallen, dass einige Eltern im ersten Gespräch kaum konkrete Fragen stellen. Sie sind meist erleichtert, jemanden zu haben, der ihnen zuhört, auf ihre Erfahrungen eingeht und sich mit der Thematik kindlicher Schlaganfall auskennt. Die Fragen ergeben sich später: Wohnungsumbau, Therapeuten-Suche, Widersprüche an die Krankenkasse und so weiter. In diesen Fällen kann ich den Familien viel Arbeit ersparen und zum Beispiel Telefonate mit Therapie-Praxen übernehmen und Netzwerke bei ihnen vor Ort schaffen. Dafür haben die Eltern oft nicht den Kopf frei.

  • Wie lange bleiben Sie mit den Familien in Kontakt?

Hohmann: Manche haben nur eine Frage, mit anderen arbeite ich über Monate zusammen. Es gibt komplexe Fälle, bei denen es viel zu regeln gibt. Ich begleite zum Beispiel ein Kind, bei dem mehrere Grunderkrankungen vorliegen. Da ist es wichtig, Spezialisten zu finden und den besonderen Therapie-Bedarf gegebenenfalls auch gegenüber der Krankenkasse zu begründen.

  • Welchen Rat haben Sie für Eltern, bei deren Kind erst vor kurzem ein Schlaganfall diagnostiziert wurde?

Hohmann: Geduld haben. Das ist schwierig, aber notwendig. Kinder können nach ihrem Schlaganfall große Fortschritte machen, aber die Eltern sollten sie auch nicht überfordern. Manche gehen davon aus, dass ihr Kind nach der Reha nahtlos an sein früheres Leben anschließen kann, aber das ist in vielen Fällen nicht möglich. Ein Schlaganfall hinterlässt immer Spuren – und die sind nicht unbedingt körperlich sichtbar. Manchmal sind die Konzentration oder das Gedächtnis beeinträchtigt und es würde für das Kind Sinn machen, eine Klasse zu wiederholen oder die Schulform zu wechseln. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass das Kind nicht mehr so leistungsfähig ist wie früher und vielleicht damit auch Lebensträume platzen. Ich begleite die Familien durch die schwierige Zeit.

  • Wie werden Eltern auf das Ihre Arbeit als Schlaganfall-Kinderlotse aufmerksam?

Hohmann: Im vergangenen Jahr habe ich etwa 30 Familien in unser Programm aufgenommen. Die meisten waren mit ihren Kindern in Bremen zur zur neurologischen Rehabilitation und haben mich dort kennengelernt. Andere sind durch das Internet oder andere Quellen auf das Angebot aufmerksam geworden. Grundsätzlich kann sich jede Familie mit einem schlaganfall-betroffenen Kind an mich wenden – egal, wie lange der Schlaganfall her ist. Ich begleite Familien aus Norddeutschland, meine Kollegin Franziska Schroll ist für Süddeutschland zuständig.

Schlaganfall-Kinderlotsen

Die Schlaganfall-Kinderlotsen bieten Hilfe für Familien in ganz Deutschland. Hier erfahren Sie mehr darüber.