Neurologische Erkrankungen im Fokus
Anfangs war unklar, welche Menschen zu den Covid-19-Risikogruppen zählen. Im Verlauf der Pandemie stellte sich dann immer deutlicher heraus, dass es sich nicht nur um eine Lungenkrankheit handelt, sondern dass das Virus das gesamte System angreift. Heute wissen wir: neurologische Erkrankungen spielen eine große Rolle - sie sind einerseits Risikofaktor für schwere Krankheitsverläufe, treten andererseits häufig als Folge der Infektion auf.
Sterberate erhöht
Eine Auswertung von Versichertendaten der AOK hat gezeigt, dass Menschen mit neurologischen Erkrankungen, mit Störungen der Blutgerinnung oder mit Herzrhythmusstörungen ein deutlich erhöhtes Sterberisiko haben, wenn sie an Covid-19 erkranken. Ein Viertel der Patienten, die stationär behandelt werden mussten, sind im Krankenhaus verstorben. Selbst nach der Entlassung – also eigentlich genesen - verstarb noch ein Teil der Patienten nach Rückfällen. Rund ein Drittel zeigte langfristige Krankheitsfolgen oder musste wieder eingewiesen werden.
Long-Covid bereitet Sorgen
Wenn Infektionszahlen steigen, ohne dass sich Intensivbetten füllen, ruft das die Kritiker von Vorsichtsmaßnahmen auf den Plan. Doch Neurologinnen und Neurologen warnen schon lange davor, nur auf die Sterberate zu schauen. Nach dem ersten Jahr der Pandemie zeigte sich immer deutlicher, dass Covid-19 langfristige Folgen haben kann - selbst bei Menschen, die akut nicht schwer erkrankt waren. Der Begriff des „Long-Covid“ geht um.
Spätfolgen keine Ausnahme
Langanhaltende Symptome scheinen nicht mehr die Ausnahme, sondern fast die Regel zu werden. Chronische Erschöpfung oder anhaltender Geschmacks-/Geruchsverslust wurden anfangs häufig geschildert. Eine Studie aus Großbritannien zeigt jetzt, dass Covid-19 auch die Denkfähigkeit beeinflussen kann, und zwar in allen Altersklassen und nicht nur bei Patientinnen und Patienten, die künstlich beatmet werden mussten.
Gedächtnisprobleme nehmen zu
Eine norwegische Studie ergänzt diese Ergebnisse. „Die wichtigste Erkenntnis aus der Studie ist, dass es tatsächlich auch noch Monate nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion – und offensichtlich auch nach nicht sehr schwerer COVID-19-Erkrankung – Gedächtnisprobleme geben kann“, erklärt Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.