Marco Vollers verabschiedet sich

Marco Vollers verabschiedet sich

2012 war Marco Vollers der erste – und lange Zeit auch einzige – Schlaganfall-Kinderlotse in Deutschland. Mehrere hundert Familien mit betroffenen Kindern hat er seitdem betreut. Nun nimmt er schweren Herzens Abschied.

Seine erste Patientin als Musiktherapeut wird Marco Vollers nie vergessen: Es war ein 13-jähriges Mädchen, das einen Schlaganfall erlitten hatte. Bis dahin hatte er Schlaganfälle für eine Alte-Leute-Krankheit gehalten. „Das war für mich ein absolutes AH-HA-Erlebnis“, erinnert er sich.

Als er 2012 von der Stelle als Schlaganfall-Kinderlotse erfuhr, bewarb er sich sofort. „Es war spannend, selbst ein Berufsbild gestalten zu können – schließlich war ich der erste und einzige Schlaganfall-Kinderlotse in Deutschland“, erzählt Vollers. Wie funktioniert die bundesweite Beratung? Welche Bedürfnisse haben die Familien? Wie baue ich mir ein Netzwerk auf? All das musste er sich selbst erarbeiten.

„Räumlich war ich zwar im neurologischen Rehabilitationszentrum Friedehorst in Bremen, aber inhaltlich habe immer auch sehr eng mit den Mitarbeitern der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zusammengearbeitet. Das ist ein tolles Team, mit dem ich mich gerne ausgetauscht habe.“

 

Mitte März hat Marco Vollers seinen letzten Arbeitstag als Kinderlotse, dann wird er sich neuen beruflichen Herausforderungen in der Therapie von Erwachsenen und weiterhin auch von Kindern und Jugendlichen widmen. Die Zeit als Lotse wird er in guter Erinnerung behalten. Seine Erfahrungen gibt er gerne an seine Kollegin Franziska Schroll in Süddeutschland und seinen Nachfolger weiter, der zurzeit gesucht wird: „Es ist entscheidend, auf jede Familie individuell einzugehen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Dabei kann man aus seinem Erfahrungsschatz schöpfen, aber sollte auch offen dafür sein, dass die Situation einer Familie ganz anders sein kann als bei 100 Familien zuvor“, sagt er.

Er hat immer wieder erlebt, dass sich Familien mit schlaganfall-betroffenen Kindern allein gelassen fühlen. „Manche Eltern sind am Boden zerstört, ihnen wird durch die Diagnose der Boden unter den Füßen weggerissen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Eltern am Ende des Gesprächs mit mir wieder neue Perspektiven sehen und sie unmittelbar eine Verbesserung der Situation bemerken.“

Zu vielen Familien hält Vollers seit Jahren Kontakt. Wenn dann die Rückmeldung kommt: ‚Bei uns ist alles gut. Vielen Dank!‘ sei das der größte Lohn.