Schlaganfall-Lotsen beraten Schlaganfall-Betroffene von Anfang an

Ein Modell macht Schule

Während das Modellprojekt STROKE OWL auf die Zielgerade geht, startete Ende Februar ein weiteres großes Projekt mit Schlaganfall-Lotsen in Deutschland.

Akut sind Schlaganfall-Patienten in Deutschland hervorragend versorgt. Auch die neurologische Rehabilitation erfolgt auf hohem Niveau. Schwierig wird es in der häuslichen Nachsorge, wenn Patienten plötzlich auf sich allein gestellt sind. Der Schlaganfall ist eine komplexe Erkrankung. Deren Anforderungen sind für viele Menschen eine Überforderung.

Schlaganfall-Lotsen begleiten ein Jahr lang

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe entwickelte deshalb ihr Modell der Schlaganfall-Lotsen. Lotsen nehmen Patienten bereits auf der Stroke Unit der Akutklinik in ihr Programm auf und betreuen sie ein Jahr lang, bis sie ihre Versorgung selbst organisieren können. Der Bund fand dieses Konzept so überzeugend, dass er rund 7 Millionen Euro Fördermittel aus dem Innovationsfonds für das Modellprojekt STROKE OWL der Schlaganfall-Hilfe bewilligte.

Werden die durch Lotsen betreuten Patienten gesünder aus der Krankheit hervorgehen?

Seit März befindet sich das Projekt auf der Zielgeraden. 1.535 Patienten wurden in das Betreuungsprogramm aufgenommen, das in einem Jahr endet. Anschließend erfolgt die wissenschaftliche Auswertung. Werden die durch Lotsen betreuten Patienten gesünder, gefestigter, zufriedener oder – kurz gesagt – besser aus der Krankheit hervorgehen?

Alle bisherigen Erkenntnisse – allen voran die vielen positiven Rückmeldungen von Patienten und Angehörigen – deuten darauf hin. Für den Erfolg des Konzepts spricht auch, dass Ärzte, Kassen und andere Akteure in immer mehr Regionen Deutschlands die wissenschaftliche Auswertung nicht abwarten und schon jetzt – in Kooperation mit der Deutschen Schlaganfall-Hilfe – eigene
Lotsenprojekte starten.

Schlaganfall-Lotsen Knappschaft als Gemeinschaftsprojekt

Seit Ende Februar gibt es nun auch im Ruhrgebiet die ersten Schlaganfall-Lotsen. Die Schlaganfall-Lotsen Knappschaft sind ein Gemeinschaftsprojekt des Klinikums Vest (Recklinghausen/Marl), des Neurovaskulären Netzwerks Ruhr-Nord, der Knappschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Die Schlaganfall-Lotsen Knappschaft - Das Foto wurde noch vor Corona-Zeiten aufgenommen.

In umfangreichen Schulungen wurden Schlaganfall-Lotsen ausgebildet

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Schlaganfall-Hilfe hat das Klinikum Vest zehn erfahrene Pflegeberater und Case-Manager der Knappschaft in umfangreichen Schulungen zu Schlaganfall-Lotsen ausgebildet. Alle Lotsen haben einen medizinischpflegerischen Hintergrund und eine Case-Management-Weiterbildung absolviert. „Ich bin mir sicher, dass die Lotsen die Nachsorge der oft schwer betroffenen Patienten und ihrer Angehörigen wesentlich verbessern werden“, meint Chefarzt Prof. Dr. Rüdiger Hilker-Roggendorf.

Weitere Lotsenprojekte

Neben dem Modellprojekt der Schlaganfall-Hilfe in Ostwestfalen-Lippe und dem neuen Lotsenprojekt im Ruhrgebiet sind bisher erfolgreiche Projekte in Ansbach und Erlangen (Bayern), Hanau (Hessen) und Dresden (Sachsen) angelaufen. Das letztgenannte, älteste Lotsenprojekt in Ostsachsen konnte bereits in einer kleinen Studie medizinische Erfolge nachweisen. Betreute Patienten erlitten dort seltener wiederholte Schlaganfälle.

Der Plan einer gesetzlichen Verankerung von Patientenlotsen

Was Schlaganfall-Patienten hilft, kann womöglich auch für andere chronische Erkrankungen die Lösung sein. Deshalb schmiedet die Schlaganfall-Hilfe jetzt mit vielen anderen Partnern an einer breiten Allianz für eine gesetzliche Verankerung von Patientenlotsen. Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke, spricht sich bereits dafür aus.