Seit es in Deutschland Stroke Units – Schlaganfall-Spezialstationen – gibt, überleben fast doppelt so viele Menschen einen Schlaganfall. Und die Neurologen arbeiten weiter an Verbesserungen, deshalb „trafen“ sich im September die Leiter der deutschen Stroke Units virtuell zu einer digitalen Konferenz.
Zertifizierte Stroke Units
332 Stroke Units sind aktuell durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert. Dabei gibt es unterschiedliche Einstufungen. Die 182 regionalen Stroke Units sind personell und technisch so ausgerüstet, dass sie Schlaganfall-Patienten rund um die Uhr versorgen können. Die 132 überregionalen Stroke Units behandeln mehr Patienten und verfügen über zusätzliche Disziplinen wie Kardiologie, Neuroradiologie oder Neurochirurgie. 18 telemedizinisch vernetzte Stroke Units, die meisten in ländlichen Gebieten, sind über das Internet an große Zentren angebunden und können sich so jederzeit Expertenrat holen.
Bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an.
„Time is brain“ sagen die Neurologen. Bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an. Die Thrombolyse, die medikamentöse Auflösung eines Gefäßverschlusses im Gehirn, ist nach wie vor die Standardtherapie. Prof. Waltraud Pfeilschifter (Frankfurt) hat mit ihrem Team ein Training entwickelt, um im Ernstfall noch schneller zu sein, und bietet es nun auch anderen Kliniken an. Erste Unikliniken nahmen bereits teil und stellten anschließend fest, dass sie noch schneller in der Behandlung wurden.
Thrombektomie als Therapie
Zunehmend mehr Kliniken erweitern ihre Möglichkeiten um eine Neuroradiologie und bieten die noch relativ junge Thrombektomie an. Dabei wird ein Gerinnsel im Gehirn durch einen Katheter entfernt, meist mit sehr guten Ergebnissen. Der Eingriff kommt zwar nur bei größeren Verschlüssen in Frage, dennoch wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit bereits über 9.000 Thrombektomien durchgeführt.
Patientenlotsen sollen dafür sorgen, dass die Qualität der Akutversorgung in der Nachsorge erhalten bleibt.
Die Kriterien für die Zertifizierung einer Stroke Unit werden durch die medizinische Fachgesellschaft, die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), regelmäßig aktualisiert. Neu ist, dass sich die Akutmediziner auch in der Nachsorge ihrer Patienten stärker engagieren wollen. Denn wenn Patienten aus der Klinik entlassen werden, sind sie mit der weiteren Organisation ihrer Behandlung oft überfordert. Manch erste Behandlungserfolge gehen deshalb wieder verloren.
Um das zu verhindern, hat die DSG nun eine Nachsorge-Kommission gegründet. Sie soll sich darum kümmern, dass die Qualität der Akutversorgung in der Nachsorge erhalten bleibt. Einen wichtigen Anteil daran könnten so genannte Patientenlotsen haben, die Patienten ein Jahr lang nach dem Schlaganfall begleiten. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe erprobt den Einsatz von Lotsen gerade in ihrem großen Modellprojekt STROKE OWL. Dr. Michael Brinkmeier, Vorsitzender der Schlaganfall-Hilfe, lud alle Kliniken ein, sich an der Einführung von Lotsen zu beteiligen.