Rehabilitation in der NRZ Wiesbaden

Stets am Alltag orientiert

Erfolge in der Therapie sind messbar. Für Patienten aber sind solche Zahlen unbedeutend. Ob sie beherrschen, was sie benötigen, entscheidet sich im Alltagstest. Im Neurologischen Rehabilitationszentrum Wiesbaden legt man darauf besonderen Wert.

Aus dem Leben gerissen

Sieben Wochen ist es her, dass Frau M. im Rollstuhl in die Klinik kam. Nach ihrem Schlaganfall hatte sie lange in der Akutklinik gelegen. Sie war am Abend mit Freundinnen unterwegs gewesen, am nächsten Morgen kippte sie um. Ihr Mann reagierte richtig, rief sofort den Rettungswagen. Trotzdem riss der Schlaganfall Frau M. aus dem vollen Leben. Halbseitenlähmung links, und das als Linkshänderin ... „

In einer Woche komme ich nach Hause“, freut sie sich. Mittlerweile geht sie zu Fuß zur Therapie, ohne Gehhilfe. Sie spricht flüssig über ihre Therapieerfolge, die anfängliche Aphasie ist vergessen. Auch sie hat ihre Erfahrungen bereits im Alltag umgesetzt, hatte am Wochenende therapiefrei und ging auf Shopping-Tour mit ihrer Tochter. „Das war gut“, sagt sie, nicht nur der Abwechslung wegen. „In der Stadt ist es ja doch etwas anderes, als nur hier in der Klinik zu üben.“

Intensiv und interdisziplinär

Interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt im Konzept der Klinik eine ganz wichtige Rolle. Das wird zum Beispiel in der „Drehgruppe“ sehr deutlich. Eine Physio- und eine Ergotherapeutin kümmern sich intensiv um drei Patienten. Ziel ist es, durch Übungen die Patienten so weit zu sensibilisieren und mobilisieren, dass sie in der Lage sind, sich im Liegen selbstständig zu drehen. Gerade schwerer beeinträchtigte Patienten profitieren stark von dieser einstündigen Einheit.

Über 129 Betten verfügt das NRZ. 58 davon stehen für Patienten der Phase B zur Verfügung. Das sind Patienten in der frühen Phase nach dem Schlaganfall, die noch sehr stark beeinträchtigt sind. Die Patienten kommen überwiegend aus dem Rhein-Main-Gebiet. Rund zwei Drittel aller Patienten haben einen Schlaganfall erlitten.

Patient bestimmt die Ziele

So weit die Zahlen und Fakten. Chefärztin Dr. Monika Cichorowski kommt es mehr auf die Inhalte an. „Die Ziele der Rehabilitation“, so sagt sie, „sollten sich an der Lebenswelt der Patienten orientieren.“ Und weiter: „Alltagskompetenzen spielen dabei die entscheidende Rolle.“

Rehabilitation ist bekanntlich harte Arbeit für den Patienten. Im NRZ beginnt sie zunächst in seinem Kopf. Ein Ziel des ärztlichen Aufnahmegespräches ist es, herauszufinden, was dem Patienten wichtig ist und was er benötigt, um im Leben nach dem Schlaganfall klarzukommen.

Eine Antwort auf diese Fragen fällt Patienten oft gar nicht leicht. „Wer dazu in der Lage ist, den bitten wir, seine persönlichen Ziele bis zum nächsten Morgen aufzuschreiben“, erklärt die Chefärztin. Am Tag darauf erfolgt die interdisziplinäre Visite. Dann werden die Therapieziele gemeinsam festgelegt, aus denen sich der Therapieplan ableitet.

Tagesklinik befruchtet die Arbeit

Die starke Orientierung am Alltag der Patienten kommt nicht von ungefähr. Das NRZ verfügt über eine Tagesklinik mit bis zu 40 Plätzen. Deren Patienten fahren jeden Abend wieder nach Hause. Ob das, was sie tagsüber in der Klinik geübt haben, ihnen im Alltag wirklich hilft, können sie am nächsten Tag ihren Therapeuten berichten.

Eine Besonderheit der Klink ist die geschützte Station für die kognitive Frührehabilitation. In kleinen Gruppen und Einzeltherapien werden hier kognitiv schwer beeinträchtigte Patienten mit starken Verhaltensauffälligkeiten betreut. Ein Ziel ist es, den Einsatz von Medikamenten durch die Therapien deutlich zu senken.

Rehabilitation in der NRZ Wiesbaden
Das NRZ bietet auch moderne, robotik-gestützte Therapien an.

Mehr als Neurologie

Die ärztliche Behandlung erfolgt nicht nur durch die „neurologische Brille“. Internisten und Allgemeinmediziner im Team bilden eine wichtige Ergänzung, auch für die Sekundärprävention. In der klassischen Therapie legt man in Wiesbaden viel Wert auf Eigentraining. Das Armstudio etwa steht den Patienten auch außerhalb der Therapieeinheiten zum Üben zur Verfügung.

Frau M. zum Beispiel nimmt solche Angebote gerne wahr. Sie fühlt sich wohl in der Klinik. „Die Therapeuten gehen hier wirklich sehr gut auf mich ein“, sagt sie. In den letzten sieben Tagen wird sie sich noch einmal richtig ins Zeug legen. Und dann geht es nach acht Wochen endlich wieder nach Hause. Die ambulante Weiterbehandlung ist schon organisiert.

Schlaganfall-Hilfe für Sie unterwegs

„Welche Rehabilitationsklinik können Sie uns empfehlen?“ So lautet eine der häufigsten Fragen, die unseren Kolleginnen im Service- und Beratungszentrum gestellt wird. Als unabhängige, gemeinnützige Stiftung sind wir zur Neutralität verpflichtet und sprechen keine Empfehlungen aus. Jedoch erreichen uns aus unserem großen Selbsthilfe-Netzwerk viele Erfahrungsberichte von Patienten. Diesen Berichten gehen wir nach und besuchen Kliniken, in denen sich Mitglieder der Selbsthilfegruppen gut behandelt fühlten.

Die unabhängigen Berichte unserer Besuche können Sie regelmäßig in unserem Gesundheitsmagazin Thala und hier auf www.schlaganfall-hilfe.de lesen.