RehaKlinik Schmieder Klinik Gerlingen

Therapie im Grünen

Auf der Schillerhöhe, hoch über den Dächern Stuttgarts, liegt die Schmieder Klinik Gerlingen. Notizen eines Besuchs...

Zentraler Therapiebereich im Erdgeschoss: Im Gymnastikraum arbeitet gerade die "Fallgruppe". Zwei Physiotherapeuten üben mit vier Patienten das Fallen auf einer weichen Matte. So soll den Patienten die Angst vor dem Gehen und dem Sturz genommen werden. Die Rechnung scheint aufzugehen – die Patienten haben sichtlich Spaß dabei, die Therapeuten auch.

Moderne Therapien

In der medizinischen Trainingstherapie nebenan sieht es mehr nach harter Arbeit wie in einem modernen Fitness- Studio aus. Jeder Patient bringt seinen individuellen Therapieplan mit und wird von einem Sporttherapeuten an den Geräten angeleitet. Die Wirksamkeit moderner Therapiegeräte, oft auch durch Robotik gestützt, ist mittlerweile durch Studien belegt. Auch die Kliniken Schmieder setzen darauf, in der Ergotherapie zum Beispiel in einem Arm- Zirkeltraining. Dort erreichen die Patienten durch spielerische Aufgaben eine deutlich höhere Wiederholungsrate. Die ist ausschlaggebend für den Erfolg der motorischen Rehabilitation.

Eines der „Schmuckstücke“ im Therapiebereich ist das Schwimmbad. Einzeltherapien mit schwer betroffenen Patienten finden hier statt, zum Teil gleich mit zwei Therapeuten, aber auch Gruppenübungen. Am Abend ist auch freies Schwimmen möglich. Der Auftrieb des Wassers gibt Patienten Bewegungsmöglichkeiten, die sie gar nicht mehr kennen – und damit wichtige Erfolgserlebnisse.

Frau D. hat wieder Hoffnung

Darüber freut sich auch Frau D. zweimal in der Woche. Im Februar 2018 erlitt sie eine schwere Hirnblutung – schwerstbehindert von jetzt auf gleich. „Ich bin ein lebenslustiger Mensch, aber das hat mich komplett aus der Bahn geworfen“, erinnert sie sich. Vier Monate wurde sie in der Schmieder Klinik Gerlingen behandelt. „Hier hat man mich so weit wiederhergestellt und die Familie gut vorbereitet, dass ich wieder in die eigene Wohnung konnte.“

Jetzt, fast anderthalb Jahre nach dem Schlaganfall, benötigt sie noch immer einen Rollstuhl. Doch erste Schritte kann sie wieder gehen und ist jetzt so selbstständig, dass ihr Ehemann morgens ohne schlechtes Gewissen zur Arbeit gehen kann. Sie ist zur Wiederholungs- Reha in der Klinik – mit klaren Zielen. „Ich möchte mehr Selbstständigkeit“, sagt sie. „Ich will mich selbstständig anziehen können und das Gehen weiter verbessern.“

Berufliche Wiedereingliederung

Frau D. denkt und arbeitet in Etappen. Die Hoffnung, dass es weiter vorangeht, hat ihr das Klinikteam gegeben. „Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt wieder so weit komme“, sagt sie. Dabei hat sie ein großes Ziel, das sie antreibt: Eines Tages möchte sie zurück in ihren Beruf als Grundschullehrerin.

Diesen letzten Schritt könnte sie möglicherweise erneut in Gerlingen machen, denn die Klinik deckt das ganze Rehabilitationsspektrum ab, von den sehr schwer betroffenen Patienten in der Frührehabilitation (Phase B) bis zur weiterführenden Rehabilitation (Phase D/E) mit der beruflichen Wiedereingliederung.

Kooperationen bieten Chancen

Die meisten Patienten (rund 90 Prozent) der Klinik kommen aus einem Umkreis von 60 bis 70 Kilometern um Stuttgart. Etwa zwei Drittel von ihnen haben einen Schlaganfall erlitten. Die Einrichtung liegt in direkter Nachbarschaft zu einer Akutklinik, das bietet viele Vorteile: Labor, Röntgen, CT und MRT stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Die Schmieder Klinik selbst verfügt ebenfalls über einige Betten in der Akutmedizin. So müssen Patienten mit Begleiterkrankungen bei einer Verschlechterung nicht immer in eine Akutklinik verlegt werden.

Die Nachfrage nach neurologischer Reha in der Region ist groß, die Klinik baut bereits an. Im Herbst 2020 soll der Erweiterungsbau eröffnet werden, dann wird sie über mehr als 200 neurologische Betten verfügen. In der Behandlung von Morbus Parkinson und Bewegungsstörungen will die Klinik dann einen weiteren Schwerpunkt herausbilden. Und noch eine Besonderheit weisen die Gerlinger auf. Sie kooperieren mit dem Klinikum Stuttgart und betreiben dort seit Herbst 2018 als „Mieter“ eine Satellitenstation mit 20 Betten in der Frührehabilitation. Sozialministerium und Kostenträger stimmten dem Projekt zu.

Das bauliche Konzept der Klinik ist insgesamt auf eine klare Struktur und ein freundliches Ambiente ausgelegt. Einen großen Bereich nimmt die Frührehabilitation (Phase B) im Erdgeschoss ein. Die Fenstergänge führen um einen grünen Innenhof und lassen viel Licht auf die Station. Ein Gangtrainer und mehrere Trainingsgeräte stehen auf den breiten Fluren der Frühreha, weitere Therapieräume sind in die Station integriert.

Die Pflege ist auch in Gerlingen die Berufsgruppe, die den engsten und häufigsten Kontakt zum Patienten pflegt. Sie ist eingebunden in das therapeutische Konzept, leistet eine aktivierende Pflege nach modernen Konzepten. Das Bezugspflegemodell gewährleistet Kontinuität, die Pflegekräfte werden so den Patienten vertraut. Eine Kraft versorgt drei bis fünf Patienten.

Die neurologische Rehabilitation folgt klaren Abläufen. Am Aufnahmetag wird der Patient von allen therapeutischen Disziplinen gesehen und ein Behandlungsplan erstellt. Dieser wird wöchentlich in interdisziplinären Fallbesprechungen diskutiert und, falls nötig, angepasst.

Therapie wird insgesamt großgeschrieben bei Schmieder. Für jede Disziplin gibt es in der Klinikgruppe eine Fachkompetenzleitung. Standortübergreifend sorgt sie dafür, dass aktuelles Fachwissen ständig Eingang in die Behandlungsstandards erhält. Vermittelt wird es den Therapeuten unter anderem über ein internes Fortbildungsinstitut.

Schlaganfall-Hilfe für Sie unterwegs

„Welche Rehabilitationsklinik können Sie uns empfehlen?“ So lautet eine der häufigsten Fragen, die unseren Kolleginnen im Service- und Beratungszentrum gestellt wird. Als unabhängige, gemeinnützige Stiftung sind wir zur Neutralität verpflichtet und sprechen keine Empfehlungen aus. Jedoch erreichen uns aus unserem großen Selbsthilfe-Netzwerk viele Erfahrungsberichte von Patienten. Diesen Berichten gehen wir nach und besuchen Kliniken, in denen sich Mitglieder der Selbsthilfegruppen gut behandelt fühlten.

Die unabhängigen Berichte unserer Besuche können Sie regelmäßig in unserem Gesundheitsmagazin Thala und hier auf www.schlaganfall-hilfe.de lesen.