Persönliche Begegnungen
12.000 Besucherinnen und Besucher strömten in die Messehalle Karlsruhe. Wen man auch sprach, groß war die Erleichterung, dass persönliche Kontakte im großen Rahmen nun wieder möglich sind. Manches Unternehmen gab es vor der Pandemie noch gar nicht, andere präsentierten erstmals Produkte, die schon seit zwei Jahren auf dem Markt sind und Dritte mussten in den letzten Jahren ihre Produktentwicklung stoppen, weil sie keinen Kontakt zur Zielgruppe bekamen. Entsprechend bunt und breit war die Palette der Produkte. Wir präsentieren hier eine kleine Auswahl.
Mobilität im Mittelpunkt
Mobilität spielte wieder eine große Rolle auf der REHAB. Paravan, Branchen-Primus auf dem Markt der behindertengerechten Autoumrüstungen, präsentierte neben vielen Klassikern auch neue E-Mobilität für Menschen mit Einschränkungen, den Fort Tourneo Custom als Selbstfahrer Hybrid-Lösung und den VW Caddy V-Umbau als Selbstfahrlösung in zwei Varianten. Neben Autos zeigte das Unternehmen von der Schwäbischen Alb auch seine neuen Rollstuhlentwicklungen, darunter eine Messeneuheit mit dem Allrounder-Rollstuhl PR 30/II.
Autofahren mit Behinderung
Eine Messeneuheit präsentierte auch Mitbewerber Veigel Automotive. Der Veigel eSlider ist eine 8-Wege Transfer-Sitzkonsole mit neuen, nutzerorientierten Eigenschaften, um im Fahrzeuginnenraum vom Rollstuhl auf den Fahrersitz umsetzen zu können. Die Kantelungs- und die Memoryfunktionen, nach eigenen Angaben bisher einmalig auf dem Markt, machen die Nutzung noch individueller. Der Slider merkt sich alle Winkel und Wege, so dass Nutzerinnen und Nutzer das Gerät nicht jedes Mal von Hand steuern müssen.
Mobilisation in der Frührehabilitation
Die frühe Mobilisation nach einem Schlaganfall spielt eine wichtige Rolle für die Rehabilitation. Für diese Zwecke hat Reck Trainingsgeräte entwickelt, die sich bereits im Bett nutzen lassen. Neu auf Markt ist das MOTOmed layson, ein Gerät, das über das Krankenbett geschoben werden kann und durch einfache Umrüstung sowohl für das Arm- als auch das Beintraining nutzbar ist. Bei der Entwicklung hat Reck besonders auf eine leichte Handhabung durch das Personal und auf hygienische Aspekte (einfache Reinigung) geachtet.
Roller in der Entwicklung
Händeringend warteten die Entwickler von Scuddy auf die Möglichkeit, ihren neuen Prototypen eines Elektrorollers potenziellen Nutzerinnen und Nutzern vorzustellen und Feedbacks einzusammeln. Mit den nun gewonnenen Erkenntnissen soll die Produktion jetzt starten, auf den Markt wird das Gerät aber nicht vor Ende 2023 kommen. Statt drei, wie bisherige Scuddy-Modelle, wird das Gerät vier Räder haben, die für mehr Fahrstabilität und ein höheres Sicherheitsgefühl sorgen. Einen Namen hat das Modell noch nicht, wohl aber einen Preis: Der Einstieg wird etwa bei 3.500 Euro liegen.
Entlastung im Rollstuhl
Das Remscheider Unternehmen Motion Solutions (moso) hat für seine Rollstühle das Schwebemodul COSEAT entwickelt. Ein Faltenbalg unter der Sitzfläche sorgt an jeder horizontalen oder vertikalen Schräge für optimalen Ausgleich, lässt Fahrer oder Fahrerin waagerecht sitzen. So kommt auch auf der Abfahrt von einer Rampe kein Angstgefühl auf, nach vorne aus dem Rollstuhl zu kippen. Das neue Modell COSEATfly ermöglicht zudem eine Liegefunktion und ist durch zahlreiche Kantelungsfunktionen in der Lage, gerade bei Dekubitus-gefährdeten Menschen für Entlastung zu sorgen. Geschäftsführer Klaus Gierse berichtet von einer Nutzerin, die anfangs lediglich 10 Minuten sitzen konnte, durch die Nutzung des Rollstuhls nun aber 10 Stunden täglich sitzt.
Training in virtueller Realität
Während der Pandemie ging ein Düsseldorfer Start-Up-Unternehmen mit seiner Software Cureo für das virtuelle Training auf den Markt. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das Unternehmen bereits. Die Software ist als Medizinprodukt zertifiziert und richtet sich vor allem an Schlaganfall-Betroffene mit einer halbseitigen Lähmung. Mit einer 3-D-Brille tauchen Patientinnen und Patienten während des Trainings zu Fotoexkursionen in einen virtuellen Canyon ab, zum Drachensteigen auf einen Berg oder zum Wasserballspiel mit einem Delphin. Erste Kliniken wie die Segeberger Kliniken oder die St. Mauritzius Therapieklinik Meerbusch nutzen die Software bereits unter Anleitung von Therapierenden. Im nächsten Schritt soll es auch eine Edition für das Heimtraining geben.
Neuheit für Fußheberschwäche
ReWalk ist bisher bekannt durch den Bau von Exoskeletten, die vor allem von Menschen mit Querschnittslähmungen, aber auch von Schlaganfall-Betroffenen genutzt werden. Mit ReStore hat das Unternehmen jetzt ein Hilfsmittel und Therapiegerät für Schlaganfall-Betroffene mit Fußheberschwäche entwickelt, das eine Alternative zur funktionellen Elektrostimulation darstellen kann. Dabei wird die Fußspitze des gelähmten Beins nicht durch einen elektrischen Impuls an den Nerv angehoben, sondern durch eine elektronische Orthese bewegt. Gesteuert wird die Orthese, indem die Elektronik die Bewegung des gesunden Fußes kopiert. Das Gerät könnte eine Alternative für Patientinnen und Patienten werden, die die funktionelle Elektrostimulation als unangenehm empfinden oder mit Hautreizungen darauf reagieren.