Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 60 Prozent der Betroffenen sind langfristig auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Viele erhalten längst nicht alle Hilfen, die sie bräuchten. Oft ziehen sich Betroffene zurück, weil sie kaum noch mobil sind, und vereinsamen. Angehörige werden durch die Sorge häufig schwer belastet.
Aus einem Modellprojekt wurde ein Erfolgsmodell
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe kam auf die Idee, Ehrenamtliche für die Unterstützung zu gewinnen, und startete 2013 ein kleines Modellprojekt. Daraus entwickelte sich ein echtes Erfolgsmodell, denn aus immer mehr Regionen in Deutschland meldeten sich Institutionen, die das Modell übernehmen wollten. Ausgebildete Schlaganfall-Helfer gibt es inzwischen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern.
Eine Ausbildung zum Schlaganfall-Helfer
„Die Ausbildung war wirklich sehr interessant“, sagt Christel Sielemann. „Ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Es gibt doch viele Menschen, die Hilfe brauchen.“ Zehn Seminare besuchte die Bielefelderin, angeboten von der Schlaganfall-Hilfe und der Arbeiterwohlfahrt Bielefeld (AWO). Dabei lernte sie medizinische und sozialrechtliche Grundlagen, Techniken der Gesprächsführung und das Hilfenetzwerk in der Region kennen.
Schlaganfall-Betroffene im Alltag unterstützen
„Das war ja erst meine Sorge, dass das alles zu viel für mich ist“, sagt die Ehrenamtliche rückblickend. „Aber ich soll ja niemanden selbst beraten oder therapieren, sondern höchstens die Hilfen vermitteln.“ Die AWO hat bereits eine schlaganfallbetroffene Dame, die Christel Sielemanns Hilfe benötigen könnte. In Kürze werden die beiden sich kennenlernen. Schlaganfall-Helfer sollen Unterstützung im Alltag bieten. Pflegende Angehörige werden so entlastet und können diese Zeiten zur Erholung und für eigene Aktivitäten nutzen.
„Ich kann mir gut vorstellen, mit Betroffenen gemeinsame Spaziergänge zu unternehmen, etwas zu spielen oder auch mit ihnen einzukaufen“, sagt die Pensionärin. „Mein Mann hat die Schulung ebenfalls absolviert. Er kann zum Beispiel gut unterstützen, wenn es darum geht, Anträge zu stellen.“ Zwei Stunden pro Woche will sie gern dafür investieren. Und schließlich ist Engagement für andere Menschen ja keine Einbahnstraße. Die Helfenden erhalten viel zurück, vor allem ein gutes Gefühl.