8,2 Millionen Menschen in Europa leben zurzeit mit den Folgen eines Schlaganfalls. Ihre Behandlung kostet 64 Milliarden Euro. „Doch es geht nicht vorrangig um Geld, es geht vor allem um Leben und Lebensqualität", betont Gereon Fink, Präsident der DGN. Von 1998 bis 2015 sei es den Neurologen in Europa gelungen, die Sterberate nach Schlaganfall zu halbieren. Weiterhin jedoch gehen etwa 1,6 Millionen Lebensjahre durch den Schlaganfall verloren. Die Erfolgsgeschichte der Neurologie hat Grenzen.
Die demographische Entwicklung ist wohl Hauptursache für den Boom des Faches. Bei vielen neurologischen Erkrankungen gilt – wie beim Schlaganfall - das Alter als größter Risikofaktor. Schon heute sind 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland älter als 65 Jahre, im Jahr 2050 wird es mehr als die Hälfte sein. Die Medizin hält Schritt mit dieser Entwicklung: 1.270 neurologische Fachärzte gab es in Deutschland 1993, Ende 2016 waren es bereits 6.810.
Der Bedarf wird weiter wachsen, auch deshalb schlagen die Neurologen neue Wege ein und werben beim medizinischen Nachwuchs für ihr Fach. Ein Instrument dabei ist die Kampagne www.wirsindneurologie.de. Gereon Fink sieht darüber hinaus weiteren Entwicklungsbedarf. „Wir benötigen mehr Mittel für die pharma-unabhängige Forschung, um insbesondere in den Bereichen weiterzukommen, an denen die Industrie wenig Interesse hat", so der Präsident. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Bereiche Prävention und Früherkennung.
Und ein weiterer Punkt liegt Fink gerade im Wahljahr sehr am Herzen. „Der Pflegenotstand muss politisch stärker bekämpft werden", sagt er. Neurologische Pflege sei oft besonders belastend, körperlich und psychisch. Und sie sei „therapeutische Pflege". Doch es gebe keine spezielle Personalbemessung und keine gesonderte Vergütung in diesem Bereich, das müsse sich ändern.