Idee kam bei der Promotion
Tobias von Werder ist Betriebswirtschaftler. Der gebürtige Aachener besitzt das Gründer-Gen. „Eigentlich habe ich auf diese Situation nur gewartet“, sagt er. 2016 ergab sich „diese Situation“, als seine Ehefrau Sylvie promovierte. Dafür forschte die Medizintechnikerin im Bereich Spastik und stellte fest, dass es in der Schlaganfall-Nachsorge viel Verbesserungsbedarf gibt. So kam sie auf die Idee, eine Motivations-App zu entwickeln. Sylvie von Werder nahm Kontakt zum Gründerzentrum auf und erhielt für ihr Konzept drei Stipendien.
250 Menschen befragt
In der Entwicklungsphase wurden mehr als 250 Patienten und Angehörige, Ärzte und Therapeuten befragt. So entstand ein Gerüst, auf dessen Basis eine Softwarefirma den Prototyp der App „Rehappy“ programmierte. Ein Jahr lang arbeitete Sylvie von Werder zu Hause, bevor das junge Unternehmen, in das mittlerweile auch Ehemann Tobias eingestiegen war, eigene Räume bezog – stilecht für ein Start-up unter dem Dach der alten Tuchfabrik Aachen.
Gründerpreis als Türöffner
Inzwischen zählt das Unternehmen acht Köpfe. „Was uns verbindet, ist das gute Gefühl, etwas zu entwickeln, das den Menschen hilft“, sagt Sylvie von Werder. Zwei Therapeutinnen gehören zum Team, ein Sportwissenschaftler, eine Informatikerin. Die Programmierung führt das Unternehmen mittlerweile selbst durch. Im Juni 2019 kam Rehappy auf den Markt, doch von allein verkauft sich die App nicht. Die von Werders fahren mehrgleisig. 2019 erhielten sie einen Gründerpreis, der war Türöffner für Verhandlungen mit einer Krankenkasse. Wenn die ihren Versicherten die App anbietet, könnte das ein Vorbild für weitere Kassen sein.
Zertifizierung als Medizinprodukt
In Kürze wird die App, sofern alles klappt, als Medizinprodukt zertifiziert sein. Aktuell läuft eine Studie in der Dr. Becker Klinikgruppe, um die Wirksamkeit von Rehappy nachzuweisen. Sie könnte Grundlage dafür sein, dass die App bald auch verschreibungsfähig wird. Das Erfolgsrezept von Rehappy, so glaubt Sylvie von Werder, liege vor allem in passgerechten Informationen und der individuellen Ansprache. Die App lernt ihren Nutzer zunächst durch einen Fragebogen kennen. „Wenn man alle Leute gleich anspricht, hat das wenig Aussicht auf Erfolg. Und: Patienten müssen den Sinn verstehen, dann nimmt ihre Therapiebereitschaft zu“, so die Medizintechnikerin.
Rehappy ist eine Motivations- und Wissenssoftware für Schlaganfall-Betroffene. Sie will deren Lebensstilanpassung und Therapietreue fördern. Merkmale: eine übersichtliche Oberfläche, einhändige Bedienbarkeit und Vorlesefunktion.
Die App ist in den üblichen Stores erhältlich.