Patientengeschichte

Anderen fällt es kaum noch auf

Wer Pascal Stein heute sieht, merkt ihm kaum noch an, dass er einen Schlaganfall hatte. Trotzdem hat sich für den jungen Mann viel verändert – hinter der Kulisse.

Der Schock

Der 26. November 2016 war der Tag, an dem sich alles veränderte. Zu Hause brach Pascal Stein plötzlich zusammen. Die Diagnose: ein Abszess im Gehirn, der dringend entfernt werden musste. Als der damals 22-Jährige aus der Narkose aufwachte, war eine Körperhälfte gelähmt. „Das war ein Riesenschock für mich. Ich wusste gar nicht, was los ist“, erinnert sich Pascal. Die Ärzte klärten ihn auf: Er hatte während der Operation einen Hirninfarkt erlitten.

Es kam anders

Ein paar Wochen im Krankenhaus, dann ist er wieder topfit, dachte er. Topfit – in einem anderen Zustand kannte sich Pascal schließlich nicht. Er spielte Fußball in der Niederrhein- Auswahl, machte Kraftsport, tourte mit dem Quad durch unwegsames Gelände. Doch es kam anders: Zwei weitere Operationen und eine schwerwiegende Infektion folgten.

Konzentration lernen

Plötzlich bestand sein Training darin, wieder Laufen und Greifen zu lernen. Doch das war nicht die einzige Veränderung. „Die erste Zeit war ich völlig durch den Wind. Als sich das gelegt hatte, haben meine Familie und ich erst gemerkt, wie sehr mich der Schlaganfall mitgenommen hat“, erzählt er. „Ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren, nicht mehr lange zuhören, kaum noch richtig lesen. Und wenn ich es versucht habe, war ich schnell total k.o.“ Erfahrungen, die die meisten Schlaganfall- Betroffenen machen, wie er in der Rehaklinik merkte. Dort hat er mithilfe von Computerprogrammen an seinen kognitiven Fähigkeiten gearbeitet. Eine Übung hilft ihm bis heute: Lesen. „Dass ich jetzt wieder lange Texte am Stück lesen und mir den Inhalt merken kann, war am Anfang nicht abzusehen.“

Einschränkungen vertuscht

Der Familie und Freunden musste er seine Konzentrationsschwierigkeiten nie erklären. Sie hatten Verständnis, schließlich wussten sie, in welchem Zustand er im Krankenhaus gelegen hatte. Gegenüber Fremden hat er immer versucht, die Einschränkungen zu vertuschen. „Dadurch, dass ich normal sprechen kann, hat auch niemand geahnt, dass ich kognitiv nicht so fit bin, wie es scheint.“ Von seiner halbseitigen Lähmung sind dank des harten Trainings und seines eisernen Willens nur noch wenige Schwierigkeiten in den Fingern zurückgeblieben. In seinen Beruf als Anlagenmechaniker kann er trotzdem nicht zurückkehren. Er wird seine Konzentrationsfähigkeit bald auf eine harte Probe stellen – und viel lernen für eine anstehende Umschulung.