Sprachtherapie so früh wie möglich, so intensiv wie möglich, Bildquelle: Christoph Püschner

Aphasie: Sprachlos nach Schlaganfall

Ein Schicksal, das jährlich in Deutschland rund 60.000 Menschen ereilt. Für Betroffene und Angehörige ist es ein Drama. Doch Therapie, Wille und Gemeinschaft können viel bewirken.

Rund 30 Prozent der Schlaganfall-Patienten erleiden eine Aphasie. Sie steht als Sammelbegriff für unterschiedliche Ausprägungen von Sprach- oder Sprachverständnisstörungen. Für Betroffene und deren Gesprächspartner hat die Aphasie immense Auswirkungen auf die Kommunikation und ihr soziales Leben.

 „Als ich vom Krankenhaus nach Hause kam, konnte ich die Fragen meiner Frau nicht beantworten“, erinnert sich ein Betroffener. „Immer wieder schrieb sie mir Wörter auf. Wie sollte ich ihr nur klarmachen, dass ich auch nicht mehr lesen konnte? Beide waren wir entsetzt, als ich schreiben wollte und nur ein unleserliches Gekritzel zu Papier brachte.“

Therapie so früh und so intensiv wie möglich

Frauen und Männer erleben ihren ehemals sprachlich kompetenten Partner als hilflos und nach Worten suchend. Sprache ist Kommunikation. Wer sie nicht mehr beherrscht, ist ausgeschlossen von der Gemeinschaft. Die Folgen sind oft schwerwiegend. Betroffene reagieren mit Trauer und Depression, Wut und Aggression.

Wichtig ist die Therapie, so früh wie möglich, so intensiv wie möglich. Gerade in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall können große Fortschritte erzielt werden. Wichtiger als die perfekte Artikulation von Wörtern ist Therapeuten heute, dass Patienten das Rüstzeug erlernen, mit den Situationen ihres täglichen Alltags klarzukommen. Üben ist das A und O einer erfolgreichen Therapie. Dabei können Angehörige unterstützen, aber auch viel falsch machen. Ihre Rolle ist herausfordernd, auch darum geht es in unserem Schwerpunktthema. Ebenso wie um die Selbsthilfe, aus der viele Betroffene Kraft schöpfen, die das früher nie für möglich gehalten hätte. Eberhard Schigold, Leiter der Selbsthilfegruppe Zeitz in Sachsen-Anhalt, schildert es so: „Die Leute wollen sich wohlfühlen und verstanden werden. Hierhin können sie kommen und sein, wie sie sind. Da lacht keiner, weil einer eine Sprachstörung hat.“

Aphasie ist keine Sackgasse!

Der vielleicht wichtigste Rat an Betroffene und Angehörige lautet: Aphasie ist keine Sackgasse! Erst wenn Sprachlosigkeit zur Tabuisierung führt, wird es schwer, einen Ausweg zu finden. Aphasie gilt unter Fachleuten als die Behinderung, bei der auch längere Zeit nach dem Schlaganfall noch Erfolge in der Rehabilitation möglich sind. 

 Zwei weitere Aspekte können Mut machen:

  • Die Zahl der Studien, die neue Erkenntnisse für die Rehabilitation bringen, nimmt ständig zu.
  • Und: die technische Entwicklung (Smartphones, Apps) erleichtert Therapeuten zunehmend die Therapie und Patienten ihren Alltag.