Eine Autofahrt veränderte das Leben von Uwe Wildberger radikal. Er war mit seiner Frau unterwegs – „auf einmal wurde mir ganz schlecht und ich habe die Kontrolle über das Fahrzeug verloren“, erinnert er sich. Er rammte einen Krankenwagen auf der anderen Spur. Arm und Bein konnte er rechts nicht mehr bewegen. Seine Frau rief geistesgegenwärtig den Notarzt. Er kam in ein Krankenhaus, dort erhielt er die Diagnose – Schlaganfall.
Die rechte Seite blieb gelähmt, das Sprechen und Lesen musste er neu lernen. Ein halbes Jahr hat das gedauert. Auch heute, zwanzig Jahren nach dem Schlaganfall, hat der 67-Jährige mit den Folgen zu kämpfen: „Ich spreche noch nicht wieder ganz flüssig, aber es klappt im Alltag ganz gut“, sagt er. Früher war er leitender Monteur im Tankstellenbau, ein Wiedereinstieg gelang ihm nicht: „Nach der Reha habe ich versucht, wieder zu arbeiten, aber es ging nicht“, erzählt er. Seine Sprache sei dafür zu gehemmt gewesen und seine rechte Hand zu schwach. Auch sein rechtes Bein und sein Arm seien nicht mehr so belastbar wie früher; „aber gemessen daran, dass ich einen Schlaganfall hatte, bin ich noch gut dran“, findet er.
Die Füße hochzulegen, kam für den Unterschleißheimer trotz Schlaganfall nicht infrage. „Einfach zu Hause sitzen und mich beklagen, das kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Zu seinem Ehrenamt kam er durch seine eigene Erfahrung. Die Selbsthilfegruppe für junge Aphasiker in München hatte ihm so gut geholfen, dass er die Leitung übernahm. „Das kostet Energie, aber ich bekomme mehr zurück, als ich hineinstecke“, berichtet er freudig.
Zwischendurch beutelte Uwe Wildberger das Schicksal erneut mehrfach: „Ich hatte einen Herzinfarkt und Hautkrebs“, erzählt er. Natürlich sei das frustrierend. „Aber, wenn ich die Wahl habe, mich zu verkriechen oder anderen zu helfen, bin ich lieber aktiv.“ Und das ist der Bayer: Er singt im Chor, spielt Gitarre, hält Vorträge und organisiert Ausflüge für seine Selbsthilfegruppe. „Langweilig wird’s mir nie“, sagt Wildberger.
Sein Rat an alle, die ebenfalls von einem Schlaganfall betroffen sind: „Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe“. Dort treffe man viele Menschen, die zeigen, was nach einem solchen Ereignis im Leben noch möglich sei. „Niemand muss sich allein durch die Herausforderungen kämpfen, die ein Schlaganfall mit sich bringt“, davon ist Uwe Wildberger überzeugt.
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