Einzigartige Therapie für Schlaganfall-Betroffene

Tina Laborn ist überzeugt: In einer herkömmlichen Reha können Schlaganfall-Betroffene ihre Hand-, Arm- und Schulterfunktion häufig nicht gut genug verbessern. Seit 2014 betreibt sie daher die erste ambulante Ergotherapie-Praxis, die klassische Therapie mit roboter-gestützter Intensiv-Therapie verbindet.

Die Ergotherapie wurde Tina Laborn praktisch in die Wiege gelegt: Ihr Vater ist seit 40 Jahren in dem Beruf tätig. Sie selbst absolvierte jedoch zunächst eine Ausbildung zur Bürokauffrau und leitete anschließend mehrere Jahre die Marketing-Abteilung eines Autohauses. „Aber dauerhaft habe ich mich nicht in diesem Job gesehen“, berichtet die Münchenerin.

2012 stieg Tina Laborn schließlich in die Verwaltung der väterlichen Ergotherapie-Praxen mit ein. Schnell übernahm sie die Geschäftsleitung. Zusätzlich bildete sie sich mit einem Studium im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen weiter. „Der Kontakt mit den Patientinnen und Patienten macht mich einfach glücklich“, beschreibt Laborn ihre Motivation.

Doch Vater und Tochter wollten mehr. Gemeinsam begannen sie zu recherchieren, wie sie ihr Therapieangebot, insbesondere für Schlaganfall-Betroffene, weiter verbessern könnten. Unzählige Studien wurden gewälzt, für einen Messebesuch sogar bis nach Dubai geflogen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass nur eine Intensiv-Therapie mit roboter-assistiertem Training den gewünschten Erfolg bringt“, berichtet Tina Laborn.

Warum das so ist? Durch einen Schlaganfall werden Hirnzellen zerstört. Körperfunktionen, die von dieser Stelle des Gehirns gesteuert werden, gehen verloren. Allerdings ist das Gehirn lernfähig. Es kann neue Verknüpfungen bilden und so die Funktionen der beschädigten Bereiche übernehmen. Dafür benötigt es jedoch eine hohe Zahl an Wiederholungen. „Die können am ehesten durch roboter-assistiertes Training erreicht werden“, ist sich Tina Laborn sicher.

Die Laborns entwickelten daher ein völlig neues Therapiekonzept: In ihrer Intensiv-Therapie kombinieren sie klassische, studienbelegte Therapiemethoden mit roboter-assistiertem Training. Dazu stehen mittlerweile 16 verschiedene Robotermodelle, teilweise in mehrfacher Ausführung in Tina Laborns Praxis an der Münchener Leopoldstraße. 10 bis 20 Tage dauert die Intensivtherapie. Währenddessen wird täglich bis zu sechs Stunden trainiert. Dabei herrscht stets eine 1:1 Betreuung zwischen Therapeut und Patient, sodass das Robotertraining immer individuell angepasst werden kann. „Das ist sehr wichtig, denn nur wenn die Betroffenen nah an ihrem Leistungsmaximum trainieren, machen sie Fortschritte“, erklärt Laborn.

Die große Wirksamkeit dieser Therapiemethode ist inzwischen nachgewiesen: „Eine Untersuchung bescheinigt 70 Prozent unserer Patientinnen und Patienten eine Verbesserung – wir kennen keine Einrichtung, die eine ähnliche Erfolgsrate hat“, zeigt sich Tina Laborn stolz. Da wundert es nicht, dass Schlaganfall-Betroffene aus aller Welt nach München kommen, um sich in ihrer Praxis behandeln zu lassen.

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