Immer in Richtung nach vorne

Ein schwerer Schlaganfall riss Stephan Schroeder aus seinem Leben. Doch obwohl er beidseitig gelähmt ist, einen Sprachcomputer benötigt und durch eine Sonde künstlich ernährt wird, gibt es für ihn nur eine Richtung: Nach vorne.

In seinem früheren Leben war Stephan als Ingenieur für eine Sonderbaumaschinen-Firma tätig und hat Maschinen vom Reißbrett bis zum endgültigen Bau entworfen und fertiggestellt. Bis zu jenem November 2018. Kurz vor seinem 49. Geburtstag riss ein schwerer Schlaganfall ihn aus seinem gewohnten Leben. Von einer Sekunde auf die andere war er bewegungsunfähig, rang nach Luft und konnte sich nicht artikulieren. Seine Lebensgefährtin, Nadesha Garms, rief den Notarzt, der innerhalb von zehn Minuten da war und ihn versorgte.

Es folgten zwei Wochen Intensivstation, zwei weitere lag er auf der Stroke Unit (Schlaganfall-Station), anschließend wurde er in die Rehaklinik verlegt. Dort erlitt er zwei weitere Schlaganfälle. "Einer davon wurde erkannt, der andere nicht", erinnert sich Garms. Jetzt war auch die rechte Seite betroffen, auf dem rechten Auge konnte er kaum mehr etwas sehen. Nach mehreren Wochen wurde Schroeder in eine Pflegeeinrichtung entlassen. 

Heute, fast vier Jahre nach dem Schlaganfall, kann der gebürtige Mannheimer seine Umgebung wieder deutlich mehr wahrnehmen. Mithilfe eines augengesteuerten Sprachcomputers kann er sich verständigen. „Auch durch den E-Rollstuhl kann Stephan wieder mehr am Leben teilhaben“, erklärt Nadesha Garms. Zudem macht Schroeder entgegen allen Prognosen Fortschritte: „Seit einigen Wochen nimmt er Nahrung unter professioneller Unterstützung wieder selbst zu sich“, sagt seine Lebensgefährtin. Sein Motto: „Für mich gibt es nur eine Richtung, und das ist nach vorne“. 

Für seinen unbändigen Kampfeswillen ist Stephan Schroeder jetzt für den „Motivationspreis 2022“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert. 

In einer Gruppe auf dem Messenger-Dienst „Signal“ berichtet er von „Geschmacksexplosionen" und lässt seine Familie und Freunde an seinen Fortschritten teilhaben, erzählt Nadesha. 

Die britische Heavy-Metal-Gruppe „Iron Maiden“ ist Stephan Schroders Lieblingsband. Mit dem Besuch eines ihrer Konzerte in Frankfurt erfüllte er sich jetzt einen langen Wunsch. „Ich bin total stolz, dass es geklappt hat. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht“, berichtet er freudig. 

Hinter dem ehemaligen Ingenieur liegt ein „sehr langer und beschwerlicher Weg mit viel Trauer, Schmerz und Ängsten“, wie er selbst sagt. Doch in kleinen Schritten geht es kontinuierlich bergauf. Stephan Schroeder ist sich sicher: „Das geht nur dank meiner Familie, meiner Partnerin und meinen Freunden“. 

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